Die katholische Kirche in Kolumbien hat die marxistische ELN-Guerilla dazu aufgerufen, drei Geiseln freizulassen. "Als Priester der katholischen Kirche im Choco und in Cali wenden wir uns an sie, um die Freiheit dieser drei Personen zu fordern, die sich in ihrer Macht befinden", heißt es in einem von den Bischöfen der Diözesen Cali, Quibdo, Apartado und Istimina-Tado unterschriebenen Brief, aus dem die Tageszeitung "El Espetacador" zitiert. Bei den drei Geiseln handelt es sich um Zivilisten, die sich zum Teil seit über einem Jahr in der Gewalt der ELN befinden.
Friedensgespräche an Bedingungen geknüpft
Kolumbiens konservativer Präsident Ivan Duque hatte am gestrigen Montag (Ortszeit) noch einmal die Bedingungen für eine Wiederaufnahme der Friedensgespräche mit der ELN genannt. Wenn diese eine Verpflichtung gegenüber dem Frieden in Kolumbien habe, dann müsse sie alle ihre Geiseln freilassen und ihre kriminellen Aktivitäten beenden. Alles andere ende in weiterer Gewalt, sagte Duque.
Nach Schätzungen der Behörden verfügt die ELN über eine Truppenstärke von 2.500 Männern und Frauen; sie ist überwiegend im Osten Kolumbiens aktiv. Nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gehen rund 7.000 Morde, ebenso viele Entführungen, 3.000 Fälle von Landvertreibung und etwa 1.000 Zwangsrekrutierungen auf das Konto der marxistischen Gruppe. Die ELN wird zudem für schwere Umweltzerstörungen durch über 1.300 Anschläge auf Öl-Pipelines verantwortlich gemacht.
Friedensprozess mit größter Guerilla abgeschlossen
Im September 2016 hatte die Regierung des damaligen Präsidenten Juan Manuel Santos ein Friedensabkommen mit der größten Rebellenorganisation des Landes, der FARC, geschlossen. Es beendete den mehr als 50 Jahre andauernden Bürgerkrieg. Für seinen Einsatz erhielt Santos Ende 2016 den Friedensnobelpreis. Die entwaffnete FARC sitzt inzwischen als politische Partei im Parlament. Ein Teil ihrer Kämpfer verweigert sich dem Friedensprozess allerdings und setzt den bewaffneten Kampf fort.
Die Gespräche mit der ELN begannen im Februar 2017 noch unter der alten Regierung Santos und wurden im Mai 2018 in die kubanische Hauptstadt Havanna verlegt. Nach einem Bombenattentat der ELN auf eine Polizeischule in Bogota, bei der im Januar 2019 insgesamt 22 Menschen starben und 66 Personen verletzt wurden, stoppte Kolumbiens Präsident Ivan Duque die Friedensgespräche.