Im Interview der "Herder Korrespondenz" (September) sagt Bedford-Strohm, eine Kirchenmitgliedschaft sei früher mit sozialem Zwang verbunden gewesen, weil Menschen ihren Eltern oder Großeltern einen Austritt nicht zumuten wollten.
Heute sei es eher umgekehrt, und "gerade junge Leute müssen sich manchmal schon eher dafür rechtfertigen, dass sie in der Kirche sind". Dass insgesamt 43 Millionen Menschen in Deutschland Mitglied einer der beiden großen Kirchen seien, nannte der EKD-Chef "etwas ganz Starkes".
Aufmerksamer Beobachter des "Synodalen Wegs"
Mit Blick auf die katholische Kirche sagte Bedford-Strohm, er verfolge das Reformvorhaben Synodaler Weg "mit großer Sympathie". Bedford-Strohm betonte: "Ich habe hohen Respekt und auch Bewunderung dafür, wie man in der katholischen Kirche aufbricht - und dass alle Beteiligten auch jenseits ihres kirchlichen Status gleichberechtigte Diskursteilnehmer sind."
Der EKD-Ratsvorsitzende widersprach Einschätzungen, es sei zuletzt in der Ökumene ruhiger geworden. Schlagzeilen seien vom Spektakulären geprägt. Das habe zur Konsequenz, dass "die Normalität von Ökumene in der Berichterstattung deutlich weniger vorkommt". Nach dem Reformationsgedenken 2017 sei Ökumene für viele stärker Normalität als vorher, auch wenn Berichte darüber "allenfalls in Lokal- oder Regionalzeitungen" stünden. Tatsächlich habe sich viel verändert.
Unproblematischer Wechsel an DBK-Spitze
Auch den Wechsel im Amt des Bischofskonferenzvorsitzenden von Kardinal Reinhard Marx zu Bischof Georg Bätzing hält Bedford-Strohm für unproblematisch, weil er selbst "nahtlos anschließen" könne: "Auf dem bisherigen Höhepunkt der Pandemie haben wir ein gemeinsames Wort zum Sonntag gesprochen, was es so bisher in dessen langer Geschichte noch nicht gegeben hat."
Stärker ökumenisch gearbeitet werden könne bei der Gebäudenutzung. Es gehe um Ressourcen und das Einsparen finanzieller Mittel angesichts der kommenden Entwicklungen bei den Steuereinnahmen.
Mit Blick auf die Debatte über gemeinsame evangelische Abendmahls- und katholische Eucharistiefeiern warnte Bedford-Strohm vor "Aktionen, die letztlich vor allem Gegenreaktionen verursachen, weil sie den Konsens innerhalb der katholischen Bischofskonferenz eher bremsen als befördern". Dies wäre kontraproduktiv. Über das Thema müsse so gesprochen werden, "dass wir wirklich einen Geist der Gemeinsamkeit befördern. Dazu gehört auch die Frage, was wir Evangelische eigentlich tun können, um es der katholischen Kirche leichter zu machen".