"Während Covid außer Kontrolle gerät und Furcht, Angst und Tod verursacht, können wir dem Opfer der Märtyrer nur Ehrerbietung erweisen, wenn wir als Nation gegen die Pandemie zusammenkommen", so der Erzbischof von Yangon in einer in Sozialen Medien veröffentlichten Erklärung. Mit Blick auf die Waffengewalt des Militärregimes gegen das Volk fügte er hinzu: "Der einzige Krieg, den wir führen müssen, ist der gegen das tödliche unsichtbare Virus, das sich selbst für die Supermächte der Welt als unbesiegbar erwiesen hat."
Die staatlichen Medien übertrugen am Montag live die Zeremonie der Junta zum Gedenken an die Opfer des Attentats vor 74 Jahren. Anders als bei der ersten Hausarrestperiode von Aung San Suu Kyi hatte es die Junta ihr nicht erlaubt, einen Kranz für ihren Vater niederzulegen. Die Friedensnobelpreisträgerin verbrachte vom 20. Juli 1989 bis 2010 mit kurzen Unterbrechungen 15 Jahre unter Hausarrest. Der damalige Juntachef General Than Shwe hatte ihr eine Kranzniederlegung am "Märtyertag" gestattet.
Religiöse Vielfalt in Myanmar
Kardinal Bo betonte in seiner Erklärung die religiöse Vielfalt des Kabinetts von General Aung San: "Von den neun nationalen Märtyrern waren fünf Buddhisten, zwei Muslime, ein Christ und ein Hindu", so der katholische Bischof.
Myanmar ist ein mehrheitlich buddhistisches Land. Radikale buddhistische Mönche betreiben seit Jahren eine Hasskampagne gegen die muslimische Minderheit, die im Sommer 2017 in der gewaltsamen Vertreibung von 750.000 Rohingya nach Bangladesch gipfelte. Seit dem Militärputsch vom 1. Februar führt die Junta zudem einen Krieg gegen die bewaffneten Milizen ethnischer Minderheiten, von dem vor allem die Unionsstaaten Kayah, Karen, Kachin und Chin betroffen sind, in denen zwischen 40 und 80 Prozent der Bevölkerung Christen sind.