"Kein noch so gutes Online-Format kann die Dimension eines ehemaligen Lagers, einer Lagerstraße oder von Gebäuden so begreifbar machen wie ein realer historischer Ort", sagte die pädagogische Leiterin in der KZ-Gedenkstätte Esterwegen im niedersächsischen Emsland dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Besuch sollte freiwillig sein
Damit eine Gedenkstätte auch emotional erfasst werden kann, sollte der Besuch grundsätzlich freiwillig sein, sagte Farber. Gerade Jugendlichen der achten oder neunten Klassen seien auch andere Dinge wichtig. Doch an den realen Orten seien sie zu Gesprächen über die NS-Zeit, den Widerstand, die Schoah und auch über den gegenwärtigen Antisemitismus bereit.
Jugendliche kämen häufig mit nur wenig Vorwissen in die Gedenkstätten. Viele hätten den Eindruck, dass es nur eine kleine Gruppe von Täterinnen und Tätern gab, dafür aber umso mehr Menschen im Widerstand. "Etliche Lehrkräfte erhoffen sich von uns sogar, dass ihre Schülerinnen und Schüler beim Besuch betroffen werden, emotionale Reaktionen zeigen und vielleicht sogar weinen. Aber das wäre komplett falsch", betonte Farber. "Wer mit seiner Trauer befasst ist, kann nichts mehr lernen."
Wenig Kenntnisse über NS-Zeit?
Doch nicht nur Schüler verfügten oft nur über geringe Kenntnisse der NS-Zeit. "Das trifft auch auf erwachsene Besucher zu." Seit der Nachkriegszeit bis heute werde dieser Teil der deutschen Geschichte in der Gesellschaft gerne verdrängt und ausgeblendet.
Darum sei es in der Vermittlung wichtig, zu berichten, dass beispielsweise viele Menschen aus den benachbarten Orten in oder für die Konzentrationslager gearbeitet haben. Werde den Besuchern dies und die Dimensionen der Massengewaltverbrechen in den Konzentrationslagern deutlich, sei das Erstaunen häufig groß, berichtete Farber.
Die Gedenk- und Dokumentationsstätte des Konzentrationslagers Esterwegen erinnert an die Opfer der insgesamt 15 Moorlager in der Region. Dort waren von 1933 bis 1945 rund 80.000 KZ-Häftlinge und Strafgefangene und bis zu 180.000 Kriegsgefangene inhaftiert. Die Insassen nannten die Lager "Die Hölle im Moor". Prominentester Häftling war der spätere Friedensnobelpreisträger Carl von Ossietzky. Als Gefangener mit der Nummer 562 litt er dort von 1934 bis 1936.