Seit 2019 gibt es bereits eine jüdische Militärseelsorge. In einem Brief des stellvertretenden FDP-Fraktionschefs Konstantin Kuhle, der migrationspolitischen Sprecherin der Grünen, Filiz Polat, und der Bundestagsvizepräsidentin Aydan Özoguz (SPD), der der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Mittwoch) vorliegt, heißt es:
"Die evangelische, katholische und jüdische Militärseelsorge leisten bereits heute einen unverzichtbaren Beitrag zur seelsorglichen Betreuung von Soldatinnen und Soldaten sowie deren Angehörigen. Muslimischen Rekruten bleibt diese Form der Unterstützung, anders als in Nachbarländern wie der Schweiz, allerdings schon viel zu lange verwehrt."
Positive Auswirkungen
Im Februar hätten die ersten Studierenden am Islamkolleg in Osnabrück den Kurs für muslimische Seelsorge absolviert, heißt es weiter in dem Brief. "Wir möchten das zum Anlass nehmen, um bei Ihnen für die Einrichtung einer muslimischen Militärseelsorge zu werben", schreiben die Abgeordneten an Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und die Wehrbeauftragte Eva Högl (SPD).
Das Aufgabenspektrum der Streitkräfte und insbesondere die Auslandseinsätze hätten spürbare Auswirkungen auf die Lebenssituation von Soldatinnen und Soldaten sowie deren Familien. "Ihre religiöse Betreuung in der Bundeswehr muss für uns einen hohen Stellenwert haben", so die Abgeordneten.
"Anerkennung der Realität"
Kuhle sagte der Zeitung, die Einrichtung einer muslimischen Seelsorge bei der Bundeswehr wäre ein Beitrag zur Anerkennung der Realität: "Muslime übernehmen in vielen gesellschaftlichen Bereichen Verantwortung."
Wenn der deutsche Staat die Ausbildung von Imamen, etwa am Islamkolleg in Osnabrück, fördere, "dann sollte er auch Möglichkeiten zur Beschäftigung der Absolventen dieser Ausbildung eröffnen", sagte der FDP-Politiker.