Theologe verzeichnet höhere Nachfrage an Militärseelsorge

"Die Bundeswehr besteht nicht aus lauter Wüterichen"

Seit Beginn des Ukraine-Kriegs fragen Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr offenbar vermehrt Gespräche bei der Militärseelsorge nach. Dieses Angebot ist offenbar noch nie so stark in Anspruch genommen worden wie jetzt.

Symbolbild Militärseelsorge / © Roselynne (shutterstock)
Symbolbild Militärseelsorge / © Roselynne ( shutterstock )

Das sagte der stellvertretende Leiter des Hamburger Zentrums für ethische Bildung in den Streitkräften (zebis), Heinrich Dierkes, im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

"Ich könnte töten müssen"

"Dass es Angst gibt, sieht man allein daran, wie viele Leute jetzt den Kriegsdienst verweigern", erklärte er weiter. "Die Bundeswehr besteht ja nicht aus lauter Wüterichen und Kriegern, die schießen und ballern und kämpfen wollen."

Einige seien zum Beispiel zur Bundeswehr gegangen, um dort zu studieren und gleichzeitig ein gutes Gehalt zu verdienen. "Jetzt merken sie: Es wird ernst, ich bin ja noch Soldat; ich könnte töten müssen oder auf mich könnte geschossen werden."

Konflikt mit den zehn Geboten?

Der Theologe hält die Arbeit von Streitkräften mit dem biblischen Gebot "Du sollst nicht töten" unter bestimmten Voraussetzungen für vereinbar. Vielen Wissenschaftlern zufolge laute die richtige Übersetzung eigentlich "Du sollst nicht morden", sagte Dierkes.

"Dass ich mich verteidigen darf, wenn ich angegriffen werde, gilt auch nach der Bibel als zulässig – sofern ich meinen Gegner nicht zu zerstören und zu vernichten suche."

Militärseelsorge

Nach dem Soldatengesetz hat jeder Soldat und jede Soldatin Anspruch auf Seelsorge und ungestörte Religionsausübung.

Bislang leisten in der Bundeswehr die evangelische und die katholische Kirche sowie die jüdische Gemeinschaft eine vertraglich vereinbarte Militärseelsorge für die Soldaten und deren Angehörige.

Soldaten der Bundeswehr / © Daniel Reinhardt (dpa)
Soldaten der Bundeswehr / © Daniel Reinhardt ( dpa )
Quelle:
KNA