Anglikaner-Primas Justin Welby hat die Christen zur mutigen Veränderung der Welt aufgerufen. Die Kirche habe eine Vision und eine Strategie für die zerbrochene Welt, doch um sie umzusetzen, müsse sie sich vereint und in Liebe und Glaubwürdigkeit erneuern, sagte er zum Abschluss der anglikanischen Welt-Bischofsversammlung Lambeth-Konferenz am Sonntag in Canterbury.
Der Erzbischof von Canterbury ermutigte die 1.100 Teilnehmer, sich zu engagieren, zu lernen, zu sprechen, in Verbundenheit zu handeln und als Christen sichtbar zu sein.
Die vereinte Kirche habe eine kraftvolle Botschaft von Liebe und Versöhnung für die mit Kriegen und Konflikten, sozialer Ungerechtigkeit und vor allem dem Klimawandel konfrontierte Menschheit. "Eine demütige und gastfreundliche Kirche, großzügig und voller Liebe, ist nicht bloß eine nette Sache für die Gesellschaft: Sie weist auf das Reich Gottes hin", unterstrich er. "Eine prophetische und mutige Kirche" sei keine weitere Nichtregierungsorganisation, sondern "Gottes auserwähltes Mittel, um Licht in die Dunkelheit zu bringen", sagte er vor den rund 660 Bischöfinnen und Bischöfen der Anglikanischen Weltgemeinschaft aus 165 Ländern.
Informiert bleiben
Auch wenn die Kirche oft streite und es in den 42 anglikanischen Provinzen unterschiedliche Ansichten, seien sie "die Versöhner, damit alle vereint sind in Christus, alle Nationen, Geschlechter, Reiche und Arme, Starke und Schwache", bekräftigte Welby.
Dazu sei es erforderlich, dass die Kirche informiert bleibe, etwa über Gefahren und Nutzen wissenschaftlichen Fortschritts, über Möglichkeiten zur Bekämpfung von Krankheiten, des weltweiten Hungers und des Klimawandels. Es habe sich immer in der Geschichte gezeigt, dass eine informierte Kirche den Menschen helfen könne und zugleich wachse.
Bedrohung durch Klimawandel
Eindringlich wies er erneut auf die Bedrohung des Klimawandels hin, von dem insbesondere die armen Länder der Welt betroffen seien, obwohl er die Folge des Fehlverhaltens der reichen Länder sei. "Das ist ein nicht erklärter Krieg mit großen Konsequenzen", sagte Welby. "Wir wissen, dass die Folgen tragisch sein werden, über all das hinaus, was wir uns vorstellen können."
Doch zeigte er sich überzeugt, dass die Kampagnen der Kirchen gegen den Klimawandel nicht folgenlos bleiben werden; er verwies auf seine gemeinsame Initiative mit Papst Franziskus und dem Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie Patriarch Bartholomaios.
Um die bei der Lambeth-Konferenz diskutierten Themen umzusetzen, werde eine Arbeitsgruppe in den nächsten 18 Monaten konkrete Aktionen prüfen, unterstrich Welby. "Wir werden in der Praxis schauen, wie wir auf lokaler Ebene agieren können", versprach der Anglikaner-Primas.
Abschlussgottesdienst am Sonntag
Zur knapp zweiwöchigen Lambeth-Konferenz waren rund 560 Bischöfe, knapp 100 Bischöfinnen sowie etwa 50 Ehemänner und 440 Ehefrauen angereist. Darüber hinaus nahmen etwa 45 ökumenische Gäste teil, darunter Vertreter der katholischen und orthodoxen Kirche sowie des Lutherischen Weltbundes (LWB). Mit eigenen vielbeachteten Redebeiträgen waren die Kurienkardinäle Kurt Koch, Ökumeneminister des Papstes, und Luis Tagle, Leiter der vatikanischen Missionskongregation, vertreten.
Am Nachmittag stand noch der feierliche Abschlussgottesdienst in der Kathedrale von Canterbury an. Am Montag werden alle Teilnehmenden in ihre weltweiten Diözesen und Provinzen zurückkehren.