Weiterhin werden in Deutschland sehr viele mutmaßlich antisemitische Straftaten verübt. Das geht aus Zahlen des Bundeskriminalamtes für das dritte Quartal des laufenden Jahres hervor, über die die "Rheinische Post" am Montag berichtet. Demnach wurden 502 Straftaten verübt, denen die Polizei das Merkmal antisemitisch zugeordnet hat, wie die Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken mitgeteilt hat.
20 davon waren Gewalttaten, es wurden 24 Verletzte erfasst. Auch der Anschlag von Solingen taucht in der Statistik auf, bei dem drei Menschen ums Leben kamen. 91 Tatverdächtige rechnen die Ermittler dem rechten politischen Spektrum zu, bei 88 von ihnen wird eine ausländerfeindliche und bei 16 eine religiöse Ideologie als Tatmotiv angenommen.
Zahlreiche Nachmeldungen erwartet
Damit verharrt die Zahl antisemitischer Straftaten in Deutschland auf hohem Niveau. Zumal es üblich ist, dass noch zahlreiche Nachmeldungen hinzukommen. Zum Vergleich: Im zweiten Quartal 2024 hatte das BKA zunächst 715 antisemitische Straftaten gezählt. Aus der aktuellen Antwort des Bundesinnenministeriums geht nun hervor, dass die Zahl inklusive Nachmeldungen auf 1.389 antisemitische Straftaten gestiegen ist.
Im Vorjahreszeitraum waren es ähnlich viele wie im dritten Quartal dieses Jahres: 540 antisemitische Straftaten hatte das BKA da zunächst gemeldet bekommen, davon waren 14 Gewaltdelikte. Mit Nachmeldungen waren es schließlich 1.028 Straftaten, heißt es in der Antwort des Bundesinnenministeriums.
Keine Trendwende
Petra Pau, Mitglied der Linken-Gruppe im Bundestag, sagte der Zeitung, die Zahlen seien alarmierend. Auch wenn die registrierten Vorfälle im Vergleich zum Vorjahreszeitraum leicht gesunken seien, dürfe das nicht als Trendwende interpretiert werden. "Denn das Gewaltpotenzial hat deutlich zugenommen. Außerdem steigen seit Jahren die Zahlen durch Nachmeldungen noch erheblich an, was uns mahnt, die Situation mit größter Wachsamkeit zu betrachten", sagte Pau.