Den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstag) sagte Klein: "Ich rufe alle Bürgerinnen und Bürger in Berlin und überall in Deutschland auf, am kommenden Samstag, wenn in Berlin beim Al-Quds-Tag wieder in unerträglicher Weise gegen Israel und gegen Juden gehetzt wird, Kippa zu tragen." Damit setze man ein wichtiges Zeichen der Solidarität für Juden und trete ein "für die uneingeschränkte Religionsfreiheit und gesellschaftliche Vielfalt", so Klein. "Wenn Politik und Gesellschaft mit vereinten Kräften gegen Antisemitismus vorgehen, dann haben wir eine echte Chance, diesen Kampf zu gewinnen."
Al Quds ist der arabische Name für Jerusalem. Im Iran ist der Al-Quds-Tag ein Feiertag und wird traditionell für anti-israelische Demonstrationen genutzt. An dem jährlich stattfindenden Al-Quds-Marsch in Berlin beteiligen sich unter anderem Hamas- und Hisbollah-Sympathisanten, Neonazis und Anhänger von Verschwörungstheorien.
"Als Weckruf zu verstehen"
Klein hatte zuvor mit seiner Warnung vor dem Tragen der Kippa in Deutschland heftige Reaktionen ausgelöst. "Meine Aussage, ich könnte Juden nicht mehr jederzeit und an jedem Ort das Tragen der Kippa in Deutschland empfehlen, ist als Weckruf zu verstehen", erklärte er. Er habe diese Äußerung insbesondere vor dem Hintergrund der Statistik der politisch motivierten Straftaten 2018 getan, bei der ein starker Anstieg antisemitischer Delikte um fast 20 Prozent konstatiert worden sei.
Er sei "selbstverständlich" der Meinung vieler Kommentatoren, "dass wir vor den Antisemiten nicht zurückweichen sollten". Die Kommentatoren hätten auch darauf hingewiesen, dass es Aufgabe des Staates sei, "die uneingeschränkte Ausübung der Religionsfreiheit überall in Deutschland zu gewährleisten". Hierzu gehöre der Schutz der jüdischen Gemeinschaft, wie der aller anderen Religionsgemeinschaften auch. An dieser Aufgabe arbeite er "mit aller Kraft meines Amtes mit, und wir haben in den vergangenen Monaten hier auch viel erreicht". Klein sagte auch, er bewerte es positiv, dass nun eine breite Debatte über die Sicherheit der Juden in Deutschland entstanden sei und von verschiedener Seite zur Solidarität aufgerufen werde.
"Berlin trägt Kippa"
Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, erklärte zu Kleins Warnung vor dem Kippa-Tragen, dass er selbst auch seit Jahren davor abrate. Kindern und Jugendlichen sollten in manchen Großstädten "lieber eine Mütze über die Kippa ziehen", sagte Schuster der "Passauer Neuen Presse" (Dienstag). "Wenn auf das Problem jetzt von staatlicher Seite hingewiesen wird, wird die Lage hoffentlich so ernst genommen, wie sie ist." Solidaritätsaktionen wie "Berlin trägt Kippa" seien laut Schuster sinnvoll, reiche aber nicht aus. Die Bekämpfung von Antisemitismus müsse auf vielen Ebenen stattfinden.
Dass über Ermittlungserfolge zu antisemitischen Taten wie einen Brandanschlag auf das Haus einer jüdischen Familie in Hannover nicht bekannt seien, "irritiert mich", so Schuster.