Inhaftierte Bischöfe in China und Vietnam, entführte Missionare, ethnisch-religiöse Zusammenstöße in Indonesien, Bedrohungen durch malaysische und pakistanische Islamisten oder gewaltsame Übergriffe von Hindu-Fundamentalisten in Indien; dazu Liturgiestreit in Indien und Korruptionsvorwürfe gegen die Kirche auf den Philippinen: Das sind die Bilder, die einem zu "Katholiken in Asien" zuerst einfallen mögen.
Doch auch wenn all das real ist - die Alltagswirklichkeit ist für viele Christen dort eine andere. Die katholische Minderheit ist in vielen Ländern des bevölkerungsreichsten Kontinents der Erde im Aufbruch.
Kleine Kirchen zeichnen sich aus
Katholisches Leben in Asien präsentiert sich in breiter Vielfalt - und hat zugleich mit höchst unterschiedlichen politischen, religiösen, theologischen und kulturellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Vor allem seit dem Zweiten Weltkrieg sind die zahlenmäßig kleinen Missionskirchen viele schwierige Schritte auf ihrem je nationalen Weg zur akzeptierten Ortskirche gegangen. Inzwischen verfügen die meisten über einheimische Bischöfe und Geistliche.
Aber auch wo Katholiken weiterhin nicht viel mehr sind als eine Randerscheinung, zeichnen sie sich oft durch großes soziales, kulturelles und karitatives Engagement aus. Das wirkt weit in die jeweilige Gesellschaft hinein.
Oft als "ausländisch" angesehen
Dennoch wird die katholische Kirche in Asiens vielfach als "ausländisch" angesehen - obwohl das Christentum im Orient entstanden und etwa in Indien seit dem vierten Jahrhundert nachweisbar ist. Hier wirken Fehler in der Missionsarbeit der Kolonialzeit und bei der Inkulturation nach. In postkolonialer Zeit waren die Christen in vielen Ländern Asiens mit dem Stigma der Nähe zu den alten Eroberern belastet. Oft gelten Katholiken als Fremde oder gar als eine exotische Sekte aus Europa.
Dennoch: Die Wachstumsrate der katholischen Kirche ist weltweit nirgends so groß wie hier. Rund jeder neunte Katholik lebt heute in Asien - dabei stellen die geschätzt rund 150 Millionen Katholiken nur etwa drei Prozent der Milliardenbevölkerung Asiens.
Trotz vieler Probleme
Zu den Hauptproblemen für Katholiken in Asien gehören stärker werdende fundamentalistische Strömungen im Islam, etwa in Malaysia, Indonesien oder Pakistan, sowie staatliche Repressionen. Repressionen gibt es aber auch in Indien, wo in mehreren Bundesstaaten die radikale Hindu-Partei BHP das politische Leben mitbestimmt, und in kommunistischen Volksrepubliken wie China oder Vietnam.
In China leben die geschätzt etwa zwölf Millionen Katholiken im Spannungsfeld zwischen der regimenahen "Patriotischen Vereinigung" und den papsttreuen sogenannten Untergrundchristen. Scharfe Verfolgungen gab es vor allem während der Kulturrevolution (1966-1976). Mit mäßigem Erfolg versuchten die Päpste Benedikt XVI. (2005-2013) und Franziskus (seit 2013), die Spaltung auf dem Verhandlungsweg allmählich zu überwinden.
Erfolgsgeschichte Südkorea
Eine Erfolgsgeschichte ist das Wachstum der katholischen Kirche in Südkorea. Nach dem Korea-Krieg (1950-1953) stieg die Zahl der Katholiken von rund 200.000 auf heute mehr als vier Millionen. Während der Militärherrschaft in den 1970er und 1980er Jahren gehörte die Kirchenleitung zu den schärfsten Kritikern an politischen Missständen im Land.
Ähnliches gilt für die katholisch geprägten Philippinen, wo Kardinal Jaime Sin (1928-2005) die gewaltlose "Rosenkranzrevolution" gegen die Marcos-Diktatur 1986 mit initiierte. Bis heute ist die katholische Kirche auf dem Inselstaat eine nicht zu vernachlässigende politische Kraft. Ähnliches gilt für Osttimor. Dort spielten kirchliche Führer bei der Überwindung der indonesischen Besatzung (1976-2002) eine entscheidende Rolle.
Zwar machen in vielen Ländern Asiens die religiöse Minderheitensituation sowie fehlende Religionsfreiheit der katholischen Kirche zu schaffen. Mit seinen unterschiedlichen Kulturen ist der Kontinent derzeit dennoch der wichtigste Wachstumsmarkt der katholischen Kirche.