8. Dezember 1980 in Manhattan, Ecke 72. Straße/Central Park West: Gegen 17 Uhr verlassen Beatles-Mitgründer John Lennon und seine Frau Yoko Ono das traditionsreiche Appartmenthaus The Dakota. Nachdem der Musiker auf der Straße einem Fan eine Platte signiert hat, fährt das Pärchen ins Musikstudio. Als es kurz vor elf Uhr abends heimkehrt, wartet der Fan, der verwirrte Mark David Chapman, wieder auf Lennon. Fünfmal schießt er mit seinem Revolver auf sein ehemaliges Idol. Wenige Minuten später, um 23.07 Uhr, stirbt der Mann mit der runden Nickelbrille.
"The Beatles"
Geboren wurde Lennon am 9. Oktober 1940 in der englischen Hafenstadt Liverpool. Mit 16 gründete er als Gitarrist seine erste Band The Quarrymen. Ein Jahr später lernte er Paul McCartney kennen. Im August 1960 traten sie erstmals als "The Beatles" auf, bereits mit George Harrison an der Leadgitarre. Über Umwege und erste Gigs in Hamburg ging es 1962 mit McCartney am Bass und Ringo Starr an den Drums richtig los: Die Fab Four waren komplett und hatten einen Plattenvertrag in der Tasche.
"Love me do" hieß ihre erste Single, das dazugehörige Studioalbum von 1963 "Please please me". Bis 1966 veröffentlichten sie sechs weitere Platten, darunter "A Hard Day"s Night" und "Help!", und gingen auf Welttournee. Zurück in Großbritannien entstanden in den Londoner Abbey Road Studios das Konzeptalbum "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" mit "Lucy in the Sky with Diamonds" sowie die LP "Magical Mystery Tour" mit Hits wie "Penny Lane", "All you need is Love" und "Strawberry Fields Forever".
Drogen wie LSD und fernöstliche Ideen waren damals in - auch bei Lennon und den Beatles. Anfang 1968 reisten sie nach Indien, um bei dem Guru Maharishi Mahesh Yogi in Rishikesh zu meditieren. Die Zeit am Fuße des Himalaya war produktiv: Mehr als 40 Stücke entstanden, einige wurden noch im gleichen Jahr auf dem Album "The Beatles" veröffentlicht.
Solo-Karriere und Einsatz für den Weltfrieden
Auch privat brachte 1968 eine Wende: Lennon trennte sich von seiner Frau Cynthia und lebte fortan mit der japanischen Avantgarde-Künstlerin Yoko Ono. Sie brachten gemeinsam Musik heraus, wie 1968 "Unfinished Music No.1: Two Virgins", das beide nackt auf dem Cover zeigt. Kurz nach ihrer Hochzeit ein Jahr später lagen sie für eine Woche in einem Hotelbett in Amsterdam: Mit dem legendären "Bed-In", einer Kunstaktion, warben sie für den Weltfrieden. Trotz Heroinsucht schrieben sie "Give Peace a Chance" und organisierten die Anti-Kriegs-Kampagne "War Is Over".
Zu Ende ging Lennons Mitwirkung bei den Beatles: "Abbey Road" von 1969 war ihre letzte gemeinsame Platte - ein Jahr vor der offiziellen Auflösung der Band. Lennon gab sein erstes Soloalbum heraus, und ein Jahr später "Imagine" mit dem gleichnamigen Titelsong. Der Musiker zog mit Ono nach New York. 1973 bezogen sie eine Wohnung im "Dakota" und wurden 1975 Eltern ihres Sohnes Sean, der heute auch Musiker ist.
Attentat vor 40 Jahren
Die Familie zog sich ins Private zurück, Musik spielte nur noch eine untergeordnete Rolle. Erst 1980 spielten sie ihr Album "Double Fantasy" ein. Darauf gab Lennon seinem Attentäter am 8. Dezember 1980 das Autogramm. Das dabei entstandene Foto ist Lennons letztes. Stunden später erschoss ihn der vermeintliche Fan. Er wurde sofort festgenommen.
Der evangelikale Christ Chapman, der für den Mord aus Hawaii anreiste, von J.D. Salingers Coming-of-Age Roman "Der Fänger im Roggen" geradezu besessen war und dem eine Psychose attestiert wurde, bekannte sich schuldig. 1981 wurde er zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Seither sitzt er im Hochsicherheitsgefängnis Wende Correctional Facility im Bundesstaat New York. Sein elftes Bewährungsgesuch wurde im August abgelehnt.
An Lennons Ermordung erinnert seit 1985 im Central Park ein Mosaik mit dem Schriftzug "Imagine". Der Bereich, "Strawberry Fields" genannt, liegt direkt gegenüber des Dakota Building, in dem heute noch die zweifache Documenta-Teilnehmerin Ono wohnt. Nach der Verbrennung Lennons wurde die Asche ihr übergeben. Und sie schweigt über den Verbleib. Ein Grab Lennons gibt es nicht.