Unaufregend war das erste einigermaßen Corona-freie Jahr im Vatikan nicht: Die Kurienreform ist in Kraft getreten, der Papst hat neue Kardinäle ernannt, ist wieder durch die Welt gereist, und die Weltsynode hat den Staffelstab von der lokalen an die kontinentale Phase übergeben.
Im Jahr darauf wird dieser Stab eine weitere Runde drehen. Anders als geplant wird die Synode zur Synodalität nicht 2023, sondern erst 2024 enden. Die Bischöfe versammeln sich trotzdem im Oktober im Vatikan und werden über den aktuellen Stand der Ergebnisse beraten.
Die Weltsynode
Diese kommen aus den sieben kontinentalen Bischofsversammlungen - Afrika, Ozeanien, Asien, Naher Osten, Europa, Lateinamerika sowie USA/Kanada. Für das organisierende Synodensekretariat unter der Leitung von Kardinal Mario Grech sollen alle Kontinentalversammlungen bis März 2023 je ein eigenes Dokument erstellen. Auf europäischer Ebene kommen Vertreterinnen und Vertreter vom 5. bis 12. Februar 2023 in Prag zusammen.
Die Weltsynode ist Lieblingsprojekt des Papstes - es geht ums Zuhören, einen besseren Umgang miteinander - kurz Menschen. Dass Franziskus immer Menschen um sich herum braucht, ist kein Geheimnis. Dass er dafür trotz Knieschmerzen und Rollstuhl um die Welt reist, ebenfalls nicht.
Zu Beginn des Jahres in den Südsudan
Anfang des Jahres wird Franziskus seine verschobene Afrika-Reise nachholen. Schon lange wollte das Kirchenoberhaupt die Demokratische Republik Kongo und den Südsudan besuchen. Erst ließen das die politischen Umstände nicht zu, dann machte das Knie Probleme. Ende Januar soll es endlich klappen.
Auch seine Reisebegleiter für den Südsudan haben zugesagt. In dem vom Bürgerkrieg gezeichneten Land begleiten ihn das Oberhaupt der anglikanischen Kirche und Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, sowie der amtierende Moderator der presbyterianischen Kirche Schottlands, Iain Greenshields. Das Motto ihrer Friedenswallfahrt lautet "Ich bete, dass sie alle eins sind". Die drei "Kirchenführer" wollen sich vor allem solidarisch mit den Menschen des Landes zeigen und für Frieden werben.
Der WJT 2023 in Lissabon
Trotz seiner bald 86 Jahre hat sich Franziskus für ein weiteres Großereignis im kommenden Jahr angemeldet. Als erster Teilnehmer überhaupt registrierte er sich Ende Oktober online für den Weltjugendtag in Portugal. Rund 200.000 Jugendliche taten es ihm bislang nach.
Vom 1. bis 6 August werden Hunderttausende Teilnehmer aus aller Welt in Lissabon erwartet. Wegen der Pandemie war das katholische Großereignis, das gewöhnlich alle zwei bis drei Jahre stattfindet, von 2022 auf 2023 verschoben worden.
Reisen abhängig vom Gesundheitszustand
Ob Franziskus weitere Reisen antreten wird, ist ungewiss und von seinem Gesundheitszustand abhängig. Die Entscheidung, das ukrainische Kiew zu besuchen, hatte das Kirchenoberhaupt von einer Gesprächszusage des russischen Moskaus abhängig gemacht. Laut seiner Aussage sei das bislang nicht gewünscht gewesen.
Fragezeichen gibt es auch zu einem Besuch im Libanon. Lange steht das Land schon auf der Reise-Wunschliste des Papstes, eine Vatikanbestätigung gab es bislang aber nicht. Gleiches gilt etwa für Ungarn, Papua-Neuguinea, Osttimor und Ozeanien.
Zehnjähriges "Dienstjubiläum" für Franziskus
Einen runden Geburtstag feiert Franziskus im kommenden Jahr nicht, dafür sein zehnjähriges "Dienstjubiläum". 2013 begrüßte er die Menschen auf dem Petersplatz mit einem einfachen "Buonasera". Bescheiden wird vermutlich auch sein Zehnjähriges ausfallen. Genauso wie sein Geburtstag: ein Tag wie jeder andere. Auch Benedikt XVI. dürfte hinsichtlich einer Feier seines zehnjährigen Status als Emeritus eher zurückhaltend sein.
Ansonsten ist der Vatikan gewohnt verhalten mit langfristiger Terminplanung. Lediglich ein paar Termine im Januar stehen schon im päpstlichen Kalender. Darunter die Messe zum 56. Weltfriedenstag an Neujahr, das Fest der Erscheinung des Herrn am 6. Januar und die Taufe mehrerer Kinder in der Sixtinischen Kapelle zwei Tage später. Die Kar- und Ostertage wird Franziskus wohl wieder auf dem Petersplatz und im Kolosseum begehen, genauso wie die Weihnachtstage im Petersdom.
Der vatikanische Finanzprozess
Murmeltier-Momente wird 2023 der vatikanische Finanzprozess bescheren. Wie lange Staatsanwaltschaft und Richter noch Zeugen für eine Urteilsfällung rund um den missglückten Londoner Immobiliendeal hören werden, ist nicht bekannt.
Klar aber ist: Mit neuen Untersuchungen zu einer möglichen kriminellen Vereinigung um den angeklagten Kardinal Giovanni Angelo Becciu und seine "illustre" sardische Familie wird es nicht langweilig.