Laut einem am Montag veröffentlichten Bericht der Organisation könnten bis zum Jahresende fast zehn Millionen Kinder für immer vom Unterricht ausgeschlossen sein. Besonders betrifft dies demnach Mädchen in ärmeren Ländern oder Konfliktregionen, die aufgrund der Schulschließungen und wirtschaftlichen Probleme in Kinderarbeit oder Frühehen gezwungen werden.
Aufruf zur Investition in Bildung
Save the Children forderte deshalb Regierungen und Geber auf, verstärkt in die Bildung von Kindern zu investieren. Kreditgeber sollten den ärmsten Staaten einen Aufschub der Schuldentilgung gewähren. Laut dem Bericht "Save Our Education" ("Sichert unsere Bildung") fehlen den ärmsten Ländern in den kommenden 18 Monaten aufgrund der weltweiten Rezession umgerechnet mindestens 68 Milliarden Euro für Bildungsausgaben. Schlimmstenfalls könnte die Lücke bis Ende 2021 auf 170 Milliarden Euro anwachsen, wenn etwa Geld aus den Bildungsetats in den Kampf gegen Covid-19 umgeleitet werde.
Vor der Pandemie gingen dem Bericht zufolge 258 Millionen Kinder und Jugendliche weltweit nicht zur Schule. Durch die weltweiten Schulschließungen seien es zwischenzeitlich 1,6 Milliarden, aktuell liege die Zahl bei etwa einer Milliarde. Angesichts von rund 9,7 Millionen Kindern, die laut der Analyse nicht zur Schule zurückkehren, appellierte die Vorstandsvorsitzende von Save the Children Deutschland, Susanna Krüger, an Regierungen weltweit.
Diese müssten dringend in Bildung investieren, statt Bildungsetats zu kürzen und dadurch die Kluft zwischen Arm und Reich, zwischen Mädchen und Jungen zu vergrößern. "Die Kinder, die schon jetzt am stärksten benachteiligt sind, erleiden die größten Rückschläge, denn sie haben keinen Zugang zu Fernunterricht oder andere Arten von Bildung", so Krüger.
Bedeutung der Schule für Kinder und die Gesellschaft
Am größten ist das Risiko, nicht mehr zur Schule zurückzukehren, dem Bericht zufolge in zwölf Staaten, die überwiegend in West- und Zentralafrika liegen. Aber auch der Jemen und Afghanistan zählen dazu.
Die Auswirkungen der Schulschließungen sind laut der Organisation weitreichend: Viele Kinder verlieren mit der Schule einen sicheren Aufenthaltsort, an dem sie mit Freunden spielen können, wo sie eine Mahlzeit bekommen und Zugang zu Gesundheitsdiensten haben. Zudem falle eine wichtige Kontrollfunktion weg, denn oftmals seien es Lehrer, die als Erste bemerkten, wenn ein Kind unter häuslicher Gewalt leide.
Die Pandemie verstärke zudem den Teufelskreis aus Risiken wie Kinderarbeit, geschlechtsspezifischer Gewalt und Teenager-Schwangerschaften. Diese Risiken erhöhten sich, je länger Kinder der Schule fernblieben. Save the Children forderte, dass die Weltbank umgerechnet 31 Milliarden Euro für Bildungsausgaben bereitstelle und Gläubiger den ärmsten Ländern einen Zahlungsaufschub gewährten.