Bischof Bertram Meier hat Katholiken dazu aufgerufen, Jüdinnen und Juden beizustehen. "Es ist unsere Pflicht, dem Antisemitismus im Alltag zu widersprechen", sagte Meier am Dienstag in Rom laut Mitteilung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK).
Diese Beistandspflicht gelte auch, "wenn wir mit der Politik der israelischen Regierung und der Kriegsführung in Gaza und im Libanon nicht einverstanden sind", so der Augsburger Bischof. Nicht die Kontroverse beende den Dialog, sondern das Schweigen. Dieser Dialog habe zwischen der katholischen Kirche und dem Judentum auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) begonnen, so Meier. An die Stelle einer jahrhundertealten Lehre der Verachtung sei eine Kultur des Dialogs getreten.
Schoah als schmerzhafter Stachel im Fleisch der Christen
Als deutscher Bischof empfinde er bei der Erinnerung an die Razzia des 16. Oktober in Rom Scham. "Denn es waren Deutsche, die die Razzia geplant und durchgeführt haben. Es waren Deutsche, die jüdische Menschen verfolgt und verhaftet haben, in klarem Bewusstsein, dass sie ermordet werden, und diese Razzia fand hier in Rom, im Herzen der katholischen Kirche, statt."
Es dürfe nicht vergessen werden, dass die Schoah im christlich geprägten Europa stattfand, so Meier. Alle, die an der Verhaftung, Deportation und Ermordung der Juden beteiligt waren, hätten die Zehn Gebote gelernt. Damit bleibe die Schoah ein schmerzhafter Stachel im Fleisch der Christenheit.
Meier äußerte sich im Rahmen einer Gedenkveranstaltung der Initiative "Ricordiamo Insieme". Mehr als 1.250 Jüdinnen und Juden, vor allem Frauen, Kinder und alte Menschen, wurden vor 81 Jahren am 16. Oktober 1943 von Rom nach Auschwitz-Birkenau transportiert.