Vatikan verhängt Disziplinarstrafen gegen polnische Bischöfe

Ausschluss von öffentlichen Gottesdiensten

Wegen Versäumnissen beim Umgang mit Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche hat der Vatikan Disziplinarstrafen gegen zwei polnische Bischöfe verhängt. So wird ihnen unter anderem die Teilnahme an öffentlichen Gottesdiensten untersagt.

Bischof im Gebet / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof im Gebet / © Harald Oppitz ( KNA )

Dem früheren Danziger Erzbischof Slawoj Leszek Glodz (75) und dem 2020 von Papst Franziskus suspendierten und später zurückgetretenen Bischof von Kalisch (Kalisz), Edward Janiak (68), wurde auch die Teilnahme an "weltlichen Zusammenkünften" in ihren früheren Diözesen verboten, wie die Vatikanbotschaft in Warschau am Montag mitteilte.

Zudem müssen beide Geistliche außerhalb ihrer Bistümer wohnen und jeweils eine "angemessene Summe" an die Sankt-Josef-Stiftung zahlen. Die von Polens Bischofskonferenz gegründete Stiftung fördert Präventionsmaßnahmen gegen sexuelle Gewalt und hilft Missbrauchsopfern.

Keine Angaben zu konkreten Fehlern

Die Botschaft machte keine Angaben zu konkreten Fehlern der beiden Bischöfe. Sie nannte auch nicht die Beträge, die sie der Kirchenstiftung zahlen müssen. Die Strafen seien jeweils das Ergebnis einer abgeschlossenen Untersuchung mutmaßlicher Versäumnisse der Bischöfe in Fällen des sexuellen Missbrauchs von Kindern durch Geistliche sowie in anderen Fragen der Verwaltung ihrer Bistümer, erklärte die Botschaft hingegen.

Glodz war von 2008 bis zu seinem 75. Geburtstag im August 2020 Erzbischof in der Ostseestadt Danzig (Gdansk). Im Herbst hatte der Vatikan den Warschauer Kardinal Kazimierz Nycz beauftragt, zu untersuchen, ob Glodz Maßnahmen gegen sexuellen Kindesmissbrauch vernachlässigt habe.

Bereits im Oktober 2019 hatten sich 16 Priester des Erzbistums in einem gemeinsamen Schreiben an den päpstlichen Botschafter in Warschau unter anderem darüber beschwert, dass der damalige Ortsbischof Anzeigen wegen sexueller Belästigungen gegen Priester vertuscht habe. 

Glodz wies die Anschuldigungen zurück. Er habe sich an die Vorschriften gehalten und bei entsprechenden Verfahren gegen Kleriker "keine Langsamkeit" an den Tag gelegt. Laut Medienberichten hatten sich Priester und Laien viele Jahre lang erfolglos über eine "Untätigkeit" von Glodz beschwert.

Dokumentarfilm brachte Fall ins Rollen

Janiak war von Papst Franziskus im Juni 2020 beurlaubt worden. Im Oktober nahm der Papst den vollständigen Rücktritt von Janiak als Bischof von Kalisch an. Der Dokumentarfilm "Das Versteckspiel" brachte den Fall ins Rollen. Die Mutter und der Vater eines Jungen, der von einem Geistlichen sexuell missbraucht wurde, hatten ihr Gespräch mit Janiak aufgezeichnet. In der Doku ist zu hören, wie der Bischof damals den Priester gegen die Missbrauchsvorwürfe in Schutz nahm und die Eltern abwimmelte.

Der Film "Das Versteckspiel" ist die zweite viel beachtete Doku des Regisseurs Tomasz Sekielski über Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche in Polen.

Nach der ersten Dokumentation "Nur sag es niemandem" 2019 hatten Polens katholische Bischöfe Versäumnisse beim Schutz von Kindern vor sexuellem Missbrauch eingeräumt. "Wir gestehen, dass wir als Hirten der Kirche nicht alles getan haben, um Leid zu verhindern", erklärten sie in einer damals in den Kirchen verlesenen Botschaft an die Gläubigen.


Quelle:
KNA
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