DOMRADIO.DE: Es ist ja schon ungewöhnlich, dass eine Ministerin Ostereier sammelt. Wo hat sie die her? Was war sie für eine Frau?
Bernhard Ledermann (Ehrenamtlicher Sprecher des "Hauses der Kunst und Krippen" in Bad Wörishofen): Sie war eine starke Frau in der Politik. Sie hat von 1931 bis 2008 gelebt und war eine der ersten Ministerinnen in Bayern. Sie war dann später sogar stellvertretende Ministerpräsidentin und kam beruflich viel durch die Welt. Sie hat Dienstreisen gemacht und in aller Herren Länder Eier mitgenommen und gesammelt.
Sie war durch eine große Sammelleidenschaft geprägt und hat auch dort, wo sie hinkam, insbesondere Ostereier gesammelt, aber auch sonst Volkskunst und dabei hauptsächlich christliche Volkskunst. Ihre Sammelleidenschaft war ihr Kennzeichen.
Das ging sogar so weit, dass sie nicht nur Eier gesammelt hat, sondern auch Pflanzen. Es gibt eine Legende mit wohl wahrem Kern. Sie soll immer einen Spaten in ihrem Dienstwagen gehabt haben und hat auch Pflanzen, die ihr gefallen haben, ausgegraben und mit nach Hause genommen. Zu Hause sollte es bei ihr sehr kurios ausgesehen haben. Es gab anscheinend keinen freien Flecken mehr. Überall waren Kunstgegenstände und im Garten ganz viele Pflanzen, die sie gesammelt hatte.
DOMRADIO.DE: Sie hatte 200 Umzugskartons voller Ostereier. Nur 40 davon haben Sie nun zur Ausstellung mitgenommen, die noch bis zum 20. Mai läuft. Was für Ostereier sind denn zu sehen?
Ledermann: In der Ausstellung in Bad Wörishofen im "Haus der Kunst und Krippen" sind Eier aus ganz verschiedenen Materialien zu sehen. Natürlich auch viele echte Eier, vom ganz kleinen Ei bis zum großen Straußenei. Straußeneier haben Frau Berghofer-Weichner besonders fasziniert. Sie wollte sogar noch eine Veröffentlichung schreiben, hat sie aber dann im hohen Alter leider nicht mehr fertiggebracht.
Es geht aber auch um Eier aus Ton oder aus Holz geschnitzte Eier. Es ist eine ganz große Palette dort zu sehen. Die sind wiederum sehr kunstvoll, teilweise filigran gestaltet, aber auch sehr plastisch und sehr kreativ und bunt. Es ist eine richtig schöne Frühlingsausstellung, die zum Osterfest passt.
DOMRADIO.DE: Das Besondere an dieser Ausstellung ist vor allem, dass die Eier immer in Zusammenhängen gezeigt werden. In welchen?
Ledermann: Das ist das Besondere am "Haus der Kunst und Krippen", dass es kein klassisches Museum ist, sondern dass eigentlich immer Lebenswelten gezeigt werden und dass die ganzen Kunstgegenstände und die Krippen in Räume eingebettet sind, die zu unterschiedlichen Stilen ausgestattet sind, wie beispielsweise auch in Wohnräume.
In der Ostereier-Ausstellung wird dieses Konzept verfolgt. Das heißt, die Eier sind nach Themen geordnet, nach ihrer Herkunft und auch nach ihrer künstlerischen Gestaltung.
DOMRADIO.DE: Dieses Museum zeigt immer wieder religiöses Brauchtum. Können Sie erklären, wie religiös motiviert diese Ostereier-Ausstellung ist?
Ledermann: Frau Berghofer-Weichner war eine engagierte Katholikin und überzeugte Christin. Sie hatte mit ihrer Kunstsammlung auch die Absicht, den Glauben zu verkünden.
Das passt sehr gut zu Bad Wörishofen und zum "Haus der Kunst und Krippen" beziehungsweise zu seinem Stifter. Denn der Stifter und große Sammler Bartholomäus Ernst, der in Bad Wörishofen die große "Sankt Lukas Sammlung" zusammengetragen hat, hatte immer schon das Anliegen, den Glauben zu verkünden, auch mit den Kunstgegenständen zu missionieren und damit die Kunst auch als ein Medium der Evangelisierung zu verstehen.
Das war Frau Berghofer-Weichner auch ein Anliegen. Sie wollte die Sammlung ursprünglich nach der Wende nach Ostdeutschland geben. Das hat sich aber leider zerschlagen.
Jetzt ist es vielleicht auch irgendwie gar nicht so ganz unpassend, dass wir in Zeiten, in denen wir in den früher sehr christlich geprägten Regionen eine fortschreitende Säkularisierung sehen, zu so einer Ausstellung kommen und hier über die Kunst auch der christliche Glaube vermittelt werden kann.
Das Interview führte Verena Tröster.