Ausstellung in Köln über Jüdinnen und Juden im Karneval

Seit 200 Jahren

Eine Ausstellung in Köln stellt erstmals jüdische Karnevalistinnen und Karnevalisten in den Mittelpunkt. "Schalom & Alaaf. Jüdinnen & Juden im Kölner Karneval" ist von Montagabend bis zum 31. März im NS-Dokumentationszentrum zu sehen.

Krätzchen des jüdischen Karnevalsvereins "Kölsche Kippa Köpp" / © Oliver Berg (dpa)
Krätzchen des jüdischen Karnevalsvereins "Kölsche Kippa Köpp" / © Oliver Berg ( dpa )

Die Ausstellung erzählt von Mitwirkung und Ausschluss jüdischer Närrinnen und Narren im Straßenkarneval, auf der Bühne und im Vereinsleben sowie ihrer Rückkehr. Die Ausstellung ist ein Beitrag zum Jubiläumsjahr "200 Jahre Kölner Karneval".

Henriette Reker, Oberbürgermeisterin von Köln / © Marius Becker (dpa)
Henriette Reker, Oberbürgermeisterin von Köln / © Marius Becker ( dpa )

Fester Bestandteil 

"Karneval ist seit 200 Jahren ein wichtiger Teil Kölns – dazu haben von Anfang an auch Kölner Jüdinnen und Juden beigetragen", sagte Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) bei der Vorstellung der Schau. Diese hebe die wichtige gesellschaftliche Rolle von jüdischen Karnevalistinnen und Karnevalisten hervor und erzähle ihre größtenteils vergessenen Geschichten.

"Es ist eine ehrenvolle Hommage an ehemalige Kölner Bürgerinnen und Bürger, von denen einige Publikumslieblinge waren – und die plötzlich aufgrund ihres Glaubens ausgeschlossen und verfolgt wurden."

Jüdischer Karnevalsverein

Jüdische Kölnerinnen und Kölner waren Ende des 19. Jahrhunderts und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Karneval als Künstler fest integriert, wie es hieß. Manche hätten mit dem Karneval ihren Lebensunterhalt verdient. 1922 sei mit dem "Kleinen Kölner Klub" der erste und einzige jüdische Karnevalsverein gegründet worden.

Trotz der Teilhabe habe es von Anfang an aber auch Ausgrenzung gegeben. Mit dem Aufstieg der Nazis seien die jüdischen Karnevalistinnen und Karnevalisten dann immer radikaler diffamiert, ausgeschlossen und verfolgt worden. Wenige hätten fließen können und den Karneval mit in ihr Exil genommen.

Junger Mann mit Kippa / © ColorMaker (shutterstock)

Kölner Karneval am Broadway 

Eine Galerie stellt über 70 jüdische Karnevalistinnen und Karnevalisten vor, darunter die Biografie von Hans Tobar. Ab 1933/34 durfte er nur noch bei jüdischen Veranstaltungen auftreten. Im Dezember 1939 floh er mit seiner Familie nach New York. Dem Karneval und dem Rheinland blieb er dennoch eng verbunden und veranstaltete "Rheinische Hans-Tobar-Abende", bei denen er Vorträge auf Kölsch, Hochdeutsch und Jiddisch hielt, teils am Broadway.

Die Ausstellung erhielt den Angaben zufolge entscheidende Impulse über Nachfahren von Tobar und den Gründern des "Kleinen Kölner Klubs", Max Salomon und Ignatz Berger. Neun Nachkommen besuchten im November 2021 auf Einladung der Stadt Köln aus den USA und aus Israel die Heimatstadt ihrer Vorfahren und übergaben dabei dem NS-Dokumentationszentrum historische Dokumente aus den Nachlässen.

Karnevalsgottesdienst im Kölner Dom / © Beatrice Tomsasetti (DR)
Karnevalsgottesdienst im Kölner Dom / © Beatrice Tomsasetti ( DR )

"Kölsche Kippa Köpp"

Im Jahr 2019 präsentierte sich in Köln wieder ein jüdischer Karnevalsverein der Öffentlichkeit. Die "Kölsche Kippa Köpp" sehen sich in der Tradition des "Kleinen Kölner Klubs" und sind der bundesweit einzige jüdische Karnevalsverein. Die Gruppe hatte sich bereits 2017 gegründet.

Quelle:
KNA