Australien untersucht Missbrauch in religiösen Einrichtungen

87.000 Kinder

Eine aktuelle Studie zeigt das Ausmaß sexuellen Missbrauchs in Australiens religiösen Organisationen. Die Zahlen sind repräsentativ und zeigen, dass sich fast drei Viertel der Fälle in katholischen Einrichtungen ereignet haben.

Australien Flagge / © Larich (shutterstock)

Einer von 250 Australiern wurde in seiner Kindheit von einem Erwachsenen aus einer religiösen Organisation sexuell missbraucht. Das geht aus einer am Montag in dem wissenschaftlichen Fachblatt "Child Abuse & Neglect" veröffentlichten Studie der Australian Catholic University hervor. Die repräsentativen Zahlen über die Verbreitung sexuellen Missbrauchs von Kindern durch Leiter oder andere Erwachsene in religiösen Einrichtungen zeigten, dass fast drei Viertel der gemeldeten Fälle in katholisch geführten Organisationen aufgetreten seien, hieß es in der Pressemitteilung.

Die vom Institute of Child Protection Studies der Universität geleitete Studie habe ergeben, dass etwa 0,4 Prozent der Bevölkerung oder rund 87.000 Australier in ihrer Kindheit Opfer sexuellen Missbrauchs durch Mitglieder religiöser Organisationen geworden seien - Jungen um einiges häufiger als Mädchen.

"Ständige Wachsamkeit"

Der Co-Autor der Studie, Daryl Higgins, sagte, jede Form von Kindesmisshandlung sei inakzeptabel, sexueller Kindesmissbrauch in religiösen Gemeinschaften stelle jedoch einen krassen Verrat am Vertrauen in solche Institutionen dar.

Die Geschäftsführerin der Organisation Australian Catholic Safeguarding, Ursula Stephens, nannte die Studie "eine Erinnerung daran, wie wichtig ständige Wachsamkeit ist". Die gute Nachricht sei, dass die Untersuchung einen deutlichen Rückgang des Missbrauchs von Jugendlichen durch Mitarbeiter religiöser Einrichtungen seit dem Jahr 2000 belege.

Anteil der Christen in Australien sinkt auf unter 50 Prozent

Der Anteil der Christen in Australien ist laut neusten Statistiken erstmals seit Beginn der Erhebungen vor 110 Jahren auf unter 50 Prozent gesunken. Insgesamt bezeichnet sich eine steigende Zahl von Menschen als "nicht religiös", wie aus den am Dienstag vom Amt für Statistik (ABS) veröffentlichen Daten der Volkszählung 2021 hervorgeht. 44 Prozent identifizierten sich demnach als Christen, während es vor fünf Jahren noch 52 Prozent und vor zehn Jahren 61 Prozent gewesen seien.

Australien Flagge / © Larich (shutterstock)
Quelle:
KNA