In Vorabberichten für mehrere Medien am Wochenende behauptet der Autor, Karol Wojtyla habe als Erzbischof von Krakau dazu beigetragen, Missbrauchsfälle in den Reihen der Kirche zu vertuschen. In Dokumenten fänden sich Informationen zu konkreten Fällen, in denen Wojtyla wissentlich Missbrauchspriester in andere Bistümer versetzt habe. Selbst verurteilten Tätern sei erlaubt worden, in anderen Diözesen weiterzuarbeiten.
Autor beruft sich auf alte Geheimdienstdokumente
"Das führte zu weiteren Opfern", sagte Overbeek dem Sender NOS am Samstag. Er beruft sich auf alte Geheimdienstdokumente, die er bei Nachforschungen in polnischen Archiven entdeckt haben will. Ein Buch darüber soll Anfang 2023 unter dem Titel "Maxima Culpa" erscheinen. Weder die Erzdiözese Krakau noch der Vatikan äußerten sich bislang zu den neuen Vorwürfen.
Andere Einschätzung in polnischen Medien
Polnische Medien gelangen derweil zu einer anderen Einschätzung über die Rolle des späteren Papstes in seiner Zeit als Erzbischof. Kardinal Wojtyla sei "nach Aktenlage entschieden gegen einen Priester vorgegangen, der mehrere Kinder sexuell missbraucht hat", schrieb kürzlich die Zeitung "Rzeczpospolita". Als Beispiel wird ein Fall genannt, in dem Wojtyla schnell und wachsam reagiert habe.
Kirche in Polen weist Kritik an Johannes Paul II. zurück
Bereits vor einigen Wochen hatte die katholische Kirche in Polen Kritik am Umgang von Papst Johannes Paul II. (1978-2005) mit Fällen von Kindesmissbrauch zurückgewiesen. Es sei eine Tatsache, dass er einen "entschlossenen Kampf gegen Fälle des sexuellen Missbrauchs von Kindern und Minderjährigen durch einige Geistliche" geführt habe, hieß es in einer Erklärung der Diözesanbischöfe des Landes. Wojtyla habe kirchliche Normen für die Behandlung solcher Verbrechen eingeführt und betont, dass "im Priesterstand und im Ordensleben kein Platz für diejenigen ist, die Jugendlichen Leid zufügen".
Die Bischöfe kritisierten, es scheine eine "Art Mode" geworden zu sein, zu behaupten, der einstige Papst sei nicht richtig mit solchen Taten umgegangen oder habe sie sogar vertuscht. Es werde versucht, "die Autorität von Johannes Paul II. anzufechten und sogar seine Heiligkeit in Frage zu stellen". Grund medialer Angriffe auf ihn und seine Amtszeit sei auch die von ihm gepredigte Sexualmoral, "die nicht den gegenwärtigen Ideologien entspricht, die Hedonismus, Relativismus und moralischen Nihilismus fördern".