Bas mahnt zur Wachsamkeit vor Bedrohung jüdischen Lebens

"Allein gelassen"

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas hat angesichts des Terrors der Hamas in Israel zu mehr Wachsamkeit vor der Bedrohung jüdischen Lebens auch in Deutschland gemahnt. Das sei heute notwendiger denn je, sagte Bas.

Porträt der Präsidentin des Deutschen Bundestages, Bärbel Bas, bei der Jahrestagung der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland in Ulm am 12.11.2023 / © Heike Lyding (epd)
Porträt der Präsidentin des Deutschen Bundestages, Bärbel Bas, bei der Jahrestagung der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland in Ulm am 12.11.2023 / © Heike Lyding ( epd )

Gerade in einer Zeit, in der viele Jüdinnen und Juden sich bedroht und allein gelassen fühlten, ergänzte Bas bei einer Gedenkveranstaltung zum 85. Jahrestag der so genannten "Kindertransporte" in der NS-Zeit am Dienstagabend in Berlin.

Mit den "Kindertransporten" wurden ab November 1938 über 10.000 jüdische Kinder aus Deutschland, Österreich und einigen anderen Ländern nach Großbritannien gebracht und so vor Verfolgung durch Nationalsozialisten gerettet.

Jedes vierte Opfer der Shoah war ein Kind

Gleichzeitig wurden sie dadurch von ihren Familien getrennt, oft ohne ein Wiedersehen. Bei der Gedenkfeier an einem Mahnmal vor dem Berliner Bahnhof Friedrichstraße erinnerte Bas auch daran, dass jedes vierte Opfer der Schoah ein Kind gewesen sei.

"Antisemitismus darf keinen Platz in unserem Land haben. Egal in welchem Gewand", sagte Bas. In diesem Sinne sei das Gedenken an die Kindertransporte auch ein Zeichen der Verbundenheit und Solidarität. "Nie wieder ist jetzt!"

Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Abraham Lehrer, sagte, die Kindertransporte seien eine der bedeutendsten Rettungsaktionen des 20. Jahrhunderts gewesen. Die heute noch lebenden Kinder von damals und ihre Angehörigen und Nachkommen trügen "die Erinnerung an Geschwister, Freunde, Verwandte und Vorfahren, die diese Reise gemacht haben oder zurückgelassen wurden".

"Die Ereignisse und Schicksale nie zu vergessen"

Das Mahnmal in Berlin fordere dazu auf, "die Ereignisse und Schicksale nie zu vergessen, der Verlorenen zu gedenken und das Überleben und die Widerstandskraft derer zu feiern, die es durch diese dunkle Zeit geschafft haben", so Lehrer.

Die Gedenkfeier wurde gemeinsam mit Zeitzeugen der Transporte sowie Angehörigen und Nachkommen der Kinder von damals veranstaltet. Eines der damaligen Kinder, Ruth Schwiening, hielt ebenfalls ein Grußwort.

Bas besuchte im Februar das "Zwillings"-Mahnmal in London

Im Februar hatte Bas das Mahnmal "Kindertransport - Die Ankunft" vor dem Londoner Bahnhof Liverpool Street besucht. Dort wird in einem "Zwilling" zu dem Berliner Mahnmal des Künstlers Frank Meisler ebenfalls an das Schicksal der Kinder erinnert.

Der 2018 verstorbene Meisler war selbst eines der Kinder, die damals über den Berliner Bahnhof Friedrichstraße fliehen konnten. Die Eltern des Künstlers wurden in das Warschauer Ghetto verschleppt und in Auschwitz ermordet. 

Antisemitismus

Antisemitismus nennt man die offen propagierte Abneigung und Feindschaft gegenüber Juden als Volksgruppe oder als Religionsgemeinschaft. Der Begriff wird seit dem 19. Jahrhundert gebraucht, oft als Synonym für eine allgemeine Judenfeindlichkeit. Im Mittelalter wurden Juden für den Kreuzestod Jesu verantwortlich gemacht und als "Gottesmörder" beschuldigt. Während der Kreuzzüge entlud sich die Feindschaft in mörderischen Ausschreitungen, Vertreibungen und Zwangsbekehrungen.

Teilnehmende einer Demonstration zur Solidarität mit Israel / © Michael Kappeler (dpa)
Teilnehmende einer Demonstration zur Solidarität mit Israel / © Michael Kappeler ( dpa )
Quelle:
KNA