Bayerische Initiative will Franziskus vor Gericht sehen

"Rechtsnachfolger von Benedikt XVI."

Papst Franziskus soll als Rechtsnachfolger von Benedikt XVI. in das Klageverfahren vor dem Landgericht Traunstein eintreten. Die Aufarbeitungsinitiative Sauerteig forderte den Papst dazu in einem offenen Brief auf.

Papst Franziskus / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Die Initiative Sauerteig, die sich für die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals im oberbayerischen Garching an der Alz einsetzt, fordert Papst Franziskus auf, in das Klageverfahren vor dem Landgericht Traunstein einzutreten. Und zwar als "Rechtsnachfolger von Benedikt XVI.", wie es in einem offenen Brief der Initiative heißt, der am Samstag veröffentlicht wurde.

Haben Verantwortliche vertuscht?

"Ihre vorbehaltlose Mitwirkung bei einer gerichtlichen Klärung wäre ein bedeutender Schritt, der die verheerende Tabuisierung und Verharmlosung des Missbrauchsausmaßes an der Wurzel packt und pädokriminellen Strukturen innerhalb des Klerus die Deckung entzieht", schrieben die Verantwortlichen der Initiative an Franziskus.

Papst Franziskus und Benedikt XVI. (dpa)
Papst Franziskus und Benedikt XVI. / ( dpa )

Ziel der Klage ist unter anderem, festzustellen, ob Verantwortliche des Erzbistums München-Freising Taten vertuscht und so weitere Taten möglich gemacht haben.

Klage läuft weiter

Kurz nach dem Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. hatte das Landgericht erklärt, dass das Klageverfahren gegen Benedikt zumindest vorerst weiterläuft. Der Grund: Es gibt einen Prozessbevollmächtigten; Joseph Ratzinger, wie er mit bürgerlichem Namen hieß, hatte eine große Anwaltskanzlei beauftragt, ihn zu vertreten. Allerdings können seine Anwälte eine Unterbrechung beantragen, bis klar ist, wer die Erben sind. Die Klage würde sich dann künftig gegen sie richten.

Im Sommer vergangenen Jahres hatte ein Mann, der nach eigenen Angaben vom verurteilten Wiederholungstäter Priester H. in Garching an der Alz missbraucht wurde, am Landgericht Traunstein eine Zivilklage, eine sogenannte Feststellungsklage, erhoben. Sie richtet sich gegen den verurteilten Priester selbst, gegen das Erzbistum München-Freising, gegen den früheren dortigen Erzbischof Kardinal Friedrich Wetter - und richtete sich eben auch gegen den an Silvester verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. Er war zu der Zeit Erzbischof in München, als der Missbrauchstäter in die Diözese versetzt worden war.

Hintergrund: Appell an Papst Benedikt: "Stellen Sie sich dem weltlichen Gericht"

Die nach dem katholischen Missbrauchsskandal gegründete Initiative "Sauerteig" fordert den emeritierten Papst Benedikt XVI. zur Mitarbeit an der gerichtlichen Aufarbeitung auf. "Sehr geehrter Papst em. Benedikt, bitte stellen Sie sich dem weltlichen Gericht", steht in einem Brief, den die Initiative mit Sitz im oberbayerischen Garching an der Alz am Samstag an den früheren Kardinal Joseph Ratzinger nach Rom geschickt hat. "Ihre vorbehaltlose Mitwirkung bei einer gerichtlichen Klärung wäre ein bedeutender Schritt, der für alle Kirchenverantwortlichen als Vorbild gelten würde."

Joseph Ratzinger, der emeritierte Papst Benedikt XVI., 2017 / © Lena Klimkeit (dpa)
Joseph Ratzinger, der emeritierte Papst Benedikt XVI., 2017 / © Lena Klimkeit ( dpa )
Quelle:
dpa