Die meisten Bayern sind weiterhin Mitglied in der katholischen oder evangelischen Kirche. Das geht aus Zahlen zu den Religionsgemeinschaften im Freistaat hervor, die das Landesamt für Statistik am Dienstag in Fürth präsentierte. Demnach waren zum Stichtag des Zensus' 2022 rund 44 Prozent der im Freistaat lebenden Bürgerinnen und Bürger katholisch (etwa 5,8 Millionen) und rund 16 Prozent evangelisch (etwa 2 Millionen). Bei der Befragung 2011 traf noch auf etwa drei Viertel der Bevölkerung zu, dass sie einer der beiden großen Kirchen angehörten.
Besonders hoch fiel der Mitgliederrückgang den Angaben nach in den orthodoxen Kirchen aus: Zwischen 2011 und 2022 hätten diese fast 80.000 Menschen verlassen. Etwa 116.000 Christen hätten 2022 zur griechisch-, russisch- oder rumänisch-orthodoxen Kirche gehört, heißt es. Außerdem habe es zum Stichtag rund 11.000 Juden gegeben und viele kleine Religionsgemeinschaften wie die Altkatholiken, die Freikirchen oder die Zeugen Jehovas. Diese machten zusammen etwa ein Prozent der Bevölkerung aus. Bisher nicht aufgeführt seien die Mitglieder der ukrainisch-orthodoxen Kirche
Durchschnittsalter sehr unterschiedlich
Zwischen den Religionsgemeinschaften zeigten sich deutliche Unterschiede im Bezug auf das Alter, hieß es weiter. So seien die Katholiken im Schnitt zum Stichtag 46,2 Jahre alt gewesen, die evangelischen Christen 46,1. Angehörige der orthodoxen Kirchen seien mit 34,2 Jahren deutlich jünger, Juden mit 58,6 Jahren deutlich älter. Den Anteil der Muslime im Freistaat könne man nur schätzen, hieß es. Eine Studie des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge von 2020 gehe jedoch von einem Bevölkerungsanteil zwischen 4,8 bis 5,1 in Bayern aus.
Laut Statistik entscheiden sich viele Menschen im Freistaat weiterhin für ein kirchliches Begräbnis, seit 2011 etwa 70 Prozent. Mehr als ein Viertel aller Zivilehen sei auch kirchlich geschlossen worden. Obwohl viele Menschen sich jedes Jahr taufen ließen, konvertierten oder wieder in eine Kirche einträten, sei aber die Zahl der Beerdigungen stets höher gewesen.
Herrmann: Religiöse Toleranz zentral
Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte, die Zahlen zeigten, dass die Kirchen nach wie vor eine zentrale Rolle in der Gesellschaft spielten. Gerade die abrahamitischen Religionen besäßen "einen reichhaltigen Schatz an Weisheiten mit einem sehr hohen Ethos" und trügen zur sozialen Gerechtigkeit bei. Für ein friedliches Zusammenleben sei religiöse Toleranz eine Grundvoraussetzung, erklärte Herrmann und plädierte für einen intensiveren interreligiösen Dialog, um mehr Verständnis füreinander zu schaffen.