Beauftragter der Bischöfe fordert Änderung der Sexualmoral

"Menschen das Menschsein abzusprechen, geht gar nicht"

Seit Frühjahr ist Ludger Schepers Beauftragten für queere Pastoral bei der Deutschen Bischofskonferenz. Er will nun bestimmte Glaubensgrundsätze der Kirche ändern, die er für diskriminierend gegenüber queeren Menschen hält.

Regenbogenflagge vor einer Kirche / © Electric Egg (shutterstock)
Regenbogenflagge vor einer Kirche / © Electric Egg ( shutterstock )

Die katholische Sexualmoral muss nach Ansicht des Queer-Beauftragten der Deutschen Bischofskonferenz, Ludger Schepers, dringend geändert werden. "Queeren Menschen das Menschsein abzusprechen, geht meines Erachtens gar nicht. Die kirchliche Lehre geht aber nach wie vor davon aus, dass es nur Mann und nur Frau gibt", sagte der Essener Weihbischof im Interview der "Rheinischen Post" am Mittwoch.

Die deutschen Bischöfe hatten bei ihrem Frühjahrstreffen im Februar Schepers als Beauftragten für queere Pastoral benannt. Mit dem englischen Wort queer bezeichnen sich Menschen, die nicht heterosexuell sind oder deren geschlechtliche Identität nicht mit gesellschaftlichen Rollenbildern übereinstimmt. Unter ihnen sind Personen mit gleichgeschlechtlicher Orientierung die wohl größte Gruppe.

Änderungen im Katechismus

Schepers plädiert dafür, den Katechismus, der die Glaubensgrundsätze der Kirche beinhaltet, entsprechend anzugehen. "Auf der einen Seite ist darin von irregulären Verhältnissen die Rede, andererseits heißt es, dass die Menschen nicht diskriminiert werden sollen. Das wäre doch schon ein erster Schritt, wenn sich die Leute wenigstens daran halten würden, Menschen nicht zu diskriminieren", so der Bischof.

Die Kirche müsse verstehen, dass Sexualität nicht nur zur Zeugung von Nachkommen da sei. Ansonsten führe ihre Position "zwangsläufig zu Distanz und Abwehr, weil sie den Menschen einfach nicht mehr verständlich zu machen ist", sagte Schepers. "Dabei geht es nicht um eine Liberalität, die alles und jedes erlaubt. Sondern immer auch darum, ob es eine Verantwortung der Partner füreinander gibt."

Katholische Verbände solidarisieren sich mit katholischer queerer Initiative

Rund 20 katholische Verbände und Organisationen solidarisieren sich mit queeren Katholikinnen und Katholiken. "Es darf nicht länger hingenommen werden, dass Menschen in kirchlichen Kontexten aus Angst gegenüber Kirchenvertreter*innen ein Schattendasein führen müssen, wenn sie nicht dem von der Kirche normierten Geschlechterbild entsprechen", heißt es in einer am Montag veröffentlichten gemeinsamen Erklärung. Anlass sind Äußerungen der Betroffenen zu ihrer Sexualität beziehungsweise ihrer Geschlechteridentität im Rahmen einer bundesweiten Kampagne.

Homosexuelles Paar mit Armbändern in Regenbogenfarben / © chayanuphol (shutterstock)
Homosexuelles Paar mit Armbändern in Regenbogenfarben / © chayanuphol ( shutterstock )
Quelle:
KNA