Zwischen Schmerz und großer Hoffnung auf Auferstehung: Musik für Beerdigungen muss nicht verzweifelt-düster klingen. Der November hat durch Allerseelen, Volkstrauertag und dem evangelischen Totensonntag den Charakter eines Trauermonats – natürlich auch durch die Wahrnehmung einer „sterbenden“ Natur kurz vor dem Winter.
Und doch gibt es im Bereich der geistlichen Musik Werke, die fast schon „zu schön“ für Beerdigungen klingen – ein Beispiel ist die Vertonung des Officium defunctorum von Jan Dismas Zelenka. Denn auch wenn das Werk für Solisten, Chor und Orchester düster-pochend beginnt, ergibt sich durch den Text immer wieder Moment von großer Zuversicht.
Der Tod von August dem Starken musste "würdig" betrauert werden
Der böhmische Komponist schrieb die Musik aus Anlass des Todes des berühmten Dresdner Kurfürsten und polnischen Königs August des Starken im Jahr 1733 - er war der Dienstherr von Zelenka und der berühmten Hofkapelle in Dresden.
In aller Eile musste Zelenka eine Musik für das monumentale Ereignis schaffen, das einerseits ausreichend repräsentativ angesichts der berühmten Persönlichkeit des Fürsten war und andererseits im liturgischen Rahmen aufgeführt werden konnte – mit der Dresdner Hofkapelle stand Zelenka eines der besten Ensembles der Zeit zur Verfügung und entsprechend anspruchsvoll konnte Zelenka schreiben.
Textliche Grundlage der Vertonung ist u. a. das Buch Hiob aus der Bibel zum Thema Sterben, Vergänglichkeit des Menschen, aber auch die Hoffnung auf Rettung durch Gott. Dazu gibt es Antwortgesänge, die im inneren Zusammenhang zu den Hiob-Texten stehen.
Trotz Zeitdruck hohe Ansprüche
Trotz des hohen Zeitdrucks gelang Zelenka mit dem gut einstündigen Werk für Solisten. Chor und Orchester eine ergreifende Vertonung, die sowohl traditionelle Elemente wie den Gregorianischen Choral als auch die damals zeitgenössische Musik der Barockoper vereint. So kommen damals die neuen und sehr modernen Klarinetten zum Einsatz, die bei Johann Sebastian Bach im nicht allzu fernen Leipzig nahezu unbekannt waren.
So schmerzhaft der Tod ist, im Verständnis der Gläubigen kommt dann das Ewige Leben und diese Aussicht wird dann musikalisch entsprechend positiv ausgedrückt, nicht nur in der Barockzeit.
Ein Werk aus dem 19. Jahrhundert, das die beiden Aspekte schrecklicher Tod einerseits und Hoffnung auf die Auferstehung andererseits farbig und eindringlich zugleich transportiert ist eine Vertonung der Totenmesse von Gabriel Fauré.
Tod als Erlösung
Der französische Komponist schrieb seine Vertonung eher aus persönlichen Motiven ohne einen konkreten Kompositionsauftrag erhalten zu haben. Er wolle damit seiner persönlichen Haltung zum Tod künstlerisch Ausdruck geben, so sagte Fauré es selbst.
Erst 1891 hatte er das Werk schließlich nach mehreren Jahren komplett fertiggestellt. Doch die lange Phase der Entstehung merkt man dem Werk nicht an, wie aus einem Guss erscheinen die einzelnen Teile dann insgesamt. Besetzt ist das Werk für kleines Orchester, 2 Solisten und vier bis sechsstimmigen Chor.
1924 starb der Komponist dann in Paris.
Im Radioprogramm von DOMRADIO.DE erklingen die Werke Zelenkas und Faurés ab 20 Uhr.