DOMRADIO.DE: Nehmen Sie uns doch einmal mit in Ihr Hospiz. Wie groß ist das Haus?
Peter Ströhmer (Leiter des Caritas-Hospizes an St. Bartholomäus in Köln-Porz): Unsere Einrichtung hält neun Zimmer vor, wo wir sterbenskranke Menschen seelisch wie auch körperlich in ihren Anliegen und Bedürfnissen gut betreuen können.
DOMRADIO.DE: Welche Menschen kommen zu Ihnen?
Ströhmer: Grundsätzlich nehmen Hospize Menschen auf, die unheilbar erkrankt sind. Das können unterschiedliche internistische oder neurologische Erkrankungen sein. Die Demenz ist neuerdings mit dazugekommen. Alle Menschen haben gemeinsam, dass sie nur eine begrenzte Lebenserwartung haben. Voraussetzung um hier aufgenommen zu werden, ist es, dass es eine ärztliche Bescheinigung zur Feststellung der Hospiz-Notwendigkeit gibt.
DOMRADIO.DE: Warum kommen die Menschen zu Ihnen? Warum können sie nicht zu Hause bleiben, wo auch ihre Angehörigen sind oder wo sie in ihrer gewohnten Umgebung sind?
Ströhmer: Es gibt mittlerweile auch gute ambulante Strukturen. Hospize sind aber tatsächlich hilfreich und auch notwendig, weil Menschen, die unheilbar erkrankt sind, sehr häufig unter den Symptomen der Erkrankung leiden. Schmerzen, große Wunden oder Luftnot sind alles Dinge, die man zu Hause zwar gut palliativ betreuen kann. Allerdings kommt es dann zu Situationen, wo das Familiensystem einfach irgendwann überfordert ist, weil man sich in dieser Situation als Angehöriger nicht zu helfen weiß.
Ein anderer Aspekt ist der, dass es zunehmend Menschen gibt, die keine Angehörigen mehr haben oder wo die Kinder nicht mehr in der gleichen Stadt leben. Dann wird es schwierig, in Würde und Selbstbestimmung zu leben, weil die Krankheit einfach so dominiert.
DOMRADIO.DE: Sie halten neun Zimmer in Ihrem Hospiz vor. Sind die denn immer belegt?
Ströhmer: Es ist so, dass die Hospize in Köln durchgängig Wartelisten haben. Die Nachfrage ist bei so einer geringen Kapazität einfach sehr hoch. Gott sei Dank ist das Palliativ-Konzept auch in den Kliniken oder bei Hausärzten mittlerweile implementiert, sodass von dieser Seite aus der Umgang mit Hospizen offener wird.
DOMRADIO.DE: Wie sieht die Betreuung in einem Hospiz denn genau aus?
Ströhmer: Was man in Hospizen erwarten kann, ist zum einen die grundpflegerische und behandlungspflegerische Versorgung. Das heißt, dass einem beim Waschen, beim Aufstehen und beim Anziehen geholfen wird.
Ferner bezieht es aber auch den Umgang mit Medikamenten, mit Verbänden, mit Sauerstoff oder speziellen Schmerzpumpen mit ein, sodass man Symptome, insbesondere die Schmerzen gut in den Griff bekommt. Das gelingt uns sehr häufig, aber leider nicht immer.
Wir haben bei uns aber auch zwei Palliativärzte, die uns betreuen und die zu uns ins Haus kommen. Von daher ist die palliativmedizinische Versorgung hier sehr eng und gut gegeben. Palliativmedizinische Versorgung heißt, dass den Menschen das Leid gelindert wird. Allerdings werden sie nicht behandelt, weil sie nicht behandelbar sind oder weil die Krankheit nicht heilbar ist.
Der zweite Aspekt ist dann die seelische Betreuung. Wir haben hier einen Seelsorger vor Ort, der uns einmal in der Woche besuchen kommt. Wir haben eine Mitarbeiterin als Begleiterin in der Seelsorge selbst qualifiziert. Sie stattet Besuche ab, bietet Gesprächsangebote, Gottesdienste oder Meditationsangebote an. Diese werden auch gerne wahrgenommen - selbst von Menschen, die nicht christlich überzeugt sind oder christlich geprägt sind.
Es verwundert mich immer wieder, dass das Hiersein offensichtlich auch andere Räume öffnet, wenn man sein Schicksal irgendwie angenommen hat.
DOMRADIO.DE: Man hört immer wieder, dass ganz viel Hospizarbeit von Ehrenamtlern gemacht wird. Ist das bei Ihnen auch so?
Ströhmer: Wir sind in der glücklichen Situation, dass wir hier 40 Ehrenamtler haben, die uns bei unserer Arbeit unterstützen. Hospize sind ohne das bürgerliche Engagement, sprich Ehrenamt, auch gar nicht denkbar.
Das Interview führte Andreas Lange.