Behörden in Chile lassen offenbar Jesuiten-Sitz durchsuchen

Auf der Suche nach einem Untersuchungsbericht?

In Chile haben die Ermittlungsbehörden laut einem Bericht der Tageszeitung "La Tercera" den Sitz der Jesuiten-Ordensgemeinschaft durchsucht. Offenbar wollte man an einen Untersuchungsbericht zu Jesuitenpater Felipe Berrios kommen.

Symbolbild Polizist in Chile / © Joe Benning (shutterstock)
Symbolbild Polizist in Chile / © Joe Benning ( shutterstock )

Genauer handelt es sich um den Bericht der kirchenrechtlichen Untersuchung gegen den des Missbrauchs beschuldigten prominenten Jesuitenpriester Felipe Berrios. Zuvor habe die Staatsanwaltschaft wiederholt die Übergabe des Dokumentes beantragt - vergeblich, wie es hieß.

Berrios (65) hatte sich vor einigen Wochen nach Bekanntwerden der Vorwürfe selbst bei der Staatsanwaltschaft angezeigt. Er habe sich trotz der öffentlichen Aufmerksamkeit, die ein solcher Vorgang mit sich bringe, entschieden, diesen Weg zu gehen, erklärte Berrios.

Zugleich wies er die Vorwürfe zurück. Er hoffe, dass die Wahrheit der Öffentlichkeit bekannt werde. Mit Blick auf kirchenrechtliche Ermittlungen sagte der Ordensmann, Geistliche bräuchten keine Sonderjustiz.

Von seiner Gemeinschaft wurde Berrios wurde vor einigen Wochen bis zur Klärung des Sachverhalts suspendiert. Laut Medienberichten geht es um den Vorwurf des sexuellen Fehlverhaltens gegenüber Mädchen und jungen Frauen.

Gründung einer staatlichen Wahrheitskommission

Der Jesuit zählt zu den bekanntesten Gesichtern seines Ordens im Land. Er ist der Gründer zahlreicher sozialer Nichtregierungsorganisationen in Chile, zudem arbeitete er unter anderem in Burundi und Kongo. Im März hatte die neue Regierung des linksgerichteten Präsidenten Gabriel Boric dem Geistlichen angeboten, eine Führungsrolle bei Projekten für den sozialen Wohnungsbau im zuständigen Ministerium zu übernehmen. Während ihm die Ordensgemeinschaft grünes Licht erteilte, verzichtete Berrios aber, das Angebot der Regierung anzunehmen.

Präsident Boric hatte zudem die Gründung einer staatlichen Wahrheitskommission zur Aufarbeitung kirchlicher Missbrauchsfälle angeregt. In solchen Fällen müsse man immer auf der Seite der Opfer stehen, wurde Boric von chilenischen Medien zitiert. Ziel müsse sein, dass die Opfer sich nicht schutzlos fühlten.

Jesuitenorden

Die Jesuiten sind die größte männliche Ordensgemeinschaft der katholischen Kirche. Gründer der "Gesellschaft Jesu", so die offizielle Bezeichnung in Anlehnung an den lateinischen Namen "Societas Jesu" (SJ), ist der Spanier Ignatius von Loyola (1491-1556).

Jesuiten sind keine Mönche; sie führen kein Klosterleben und tragen keine Ordenskleidung. Neben Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam verpflichten sie sich in einem vierten Gelübde zu besonderem Gehorsam gegenüber dem Papst. Zudem legen sie ein Zusatzversprechen ab, nicht nach kirchlichen Ämtern zu streben.

Iesum Habemus Socium ("Wir haben Jesus als Gefährten") - das Emblem der Jesuiten / © Markian Pankiv (shutterstock)
Iesum Habemus Socium ("Wir haben Jesus als Gefährten") - das Emblem der Jesuiten / © Markian Pankiv ( shutterstock )
Quelle:
KNA