Benediktinerabt fordert staatliche Missbrauchsaufarbeitung

Ein "gesamtgesellschaftliches Problem"

Aufarbeiten, was man über Jahrzehnte selbst vertuscht hat? Der Münchner Benediktinerabt Johannes Eckert hält das für keine gute Idee und nimmt den Staat in die Pflicht.

Autor/in:
Benedikt Heider
Die Evangelische Kirche in Deutschland veröffentlicht im Januar 2024 eine umfassende Studie zum Thema sexualisierte Gewalt / © Heike Lyding (epd)
Die Evangelische Kirche in Deutschland veröffentlicht im Januar 2024 eine umfassende Studie zum Thema sexualisierte Gewalt / © Heike Lyding ( epd )

Der Münchner Benediktinerabt Johannes Eckert sieht den Staat bei der Aufarbeitung von Missbrauch in der Pflicht. "Man hat ein System gefahren über Jahrzehnte, das nicht richtig war und jetzt soll man das selber aufarbeiten? Wie soll das gehen? Deswegen halte ich auch diesen Vorschlag, dass das eine staatliche Aufgabe ist, für sehr richtig", sagte Eckert der Süddeutschen Zeitung.

Abt Johannes Eckert / © Barbara Just (KNA)
Abt Johannes Eckert / © Barbara Just ( KNA )

Eckert bezeichnete Missbrauch als gesamtgesellschaftliches Problem, mit dem transparenter umgegangen werden müsse. Das bedeute, Verantwortung zu übernehmen und sich nicht zu verstecken, so der Ordensmann.

Katholische und evangelische Kirche fordert staatliches Engagement

Im Zuge der Beschäftigung mit Missbrauch in der katholischen und evangelischen Kirche fordern Kirchenvertreter immer wieder ein stärkeres Engagement des Staates bei der Aufklärung und Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs. Zur Zeit organisieren kirchliche Institutionen die Aufarbeitung sexueller Gewalt selbst. Die katholische Kirche hat angekündigt, 2026 die bisherige Aufarbeitung zu evaluieren.

Missbrauchsfälle in der evangelischen Kirchengemeinde Oesede

In den 1970er Jahren hat der angehende Diakon G. in einer Kirchengemeinde in Oesede bei Osnabrück mindestens acht Kinder missbraucht. Der damalige Pastor vertuschte die von Eltern geäußerten Verdächtigungen.

2010 meldet sich erstmals eine Betroffene bei der hannoverschen Landeskirche. Die leitenden Theologen verweisen auf die Verjährung der Taten.

Die unter dem Pseudonym Lisa Meyer auftretende Frau drängt ab 2020 auf die Aufarbeitung ihres Falles. Der Diakon und der Pfarrer sind zu dieser Zeit bereits gestorben.

Symbolbild sexualisierte Gewalt / © Julia Steinbrecht (KNA)
Symbolbild sexualisierte Gewalt / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA