Beratungen über "Synodales Gremium" im Bistum Aachen

"Da muss sich noch ein bisschen was tun"

Mehr Mitspracherecht für Laien. Das schwebt dem Aachener Bischof Helmut Dieser vor. Er kündigte ein neues Gremium im Bistum an, über das am Wochenende gesprochen wurde. Was kam dabei rum? Heribert Rychert nahm an den Beratungen teil.

Aachener Dom / © Yotily (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Sie waren am Samstag im "Montfort Quartier" in Mönchengladbach mit beim zweiten Teil der Synodalversammlung des Bistums Aachen dabei. Was sind denn aus Ihrer Sicht die wichtigsten Ergebnisse und Erkenntnisse dieser Versammlung?

Heribert Rychert (Stellvertretender Vorsitzender des Diözesanrats Aachen): Zwei Dinge sind wichtig. Inhaltlich war natürlich die Diskussion über neue pastorale Strukturen im Bistum zentral. Da gab es jetzt noch kein konkretes Ergebnis. Es gab Voten der einzelnen Diözesanräte. Der Priesterrat wird noch in dieser Woche ein Votum abgeben. Aufgrund dieser Voten wird es dann im Synodalkreis eine Entscheidung geben.

Meiner Ansicht nach läuft es darauf hinaus, dass es noch verschoben wird, weil es noch einige grundlegende Fragen kirchenrechtlicher und staatskirchenrechtlicher Natur sowie zur Form der pastoralen Räume, die zentral die pastorale Einheit im Bistum Aachen werden soll, gibt. Es wird wahrscheinlich dann eher Ende des Jahres darüber endgültig entschieden.

Helmut Dieser / © Julia Steinbrecht (KNA)
Helmut Dieser / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Die zweite Frage ist die Beteiligung. Da hatte Bischof Helmut Dieser vorige Woche den "Synodalen Rat" angekündigt. Das ist ein Begriff, der vom Synodalen Weg auf Bundesebene kommt und eine bestimmte Form von demokratischer Mitbestimmung von Laien in der Kirche sowohl auf Bundesebene als auch auf Diözesanebene als auch auf der Ebene der Pfarreien bietet.

Da ist er dieses Wochenende zurückgerudert und hat ein "Synodales Gremium" angekündigt. Im Augenblick ist noch unklar, in welcher Form sich das zusammensetzt, welche Kompetenzen das hat. Das ist nicht ganz zufriedenstellend, weil wir natürlich  auch als Diözesanrat der Katholiken gerne wissen wollen, wie es mit dem Prozess gerade in der Umsetzungsphase weitergeht.

Da ist entscheidend, dass die Umsetzung auch von einem Gremium begleitet und vielleicht auch mit entschieden wird. Da warten wir jetzt auf Gespräche mit der Bistumsleitung, wie so ein "Synodales Gremium" aussehen kann.

DOMRADIO.DE: Was würden Sie sich denn wünschen, wie so ein "Synodales Gremium" aussehen könnte?

Rychert: Ich finde die Überlegungen, die auf Bundesebene derzeit im Synodalen Weg getätigt werden und wozu es auch eine Vorlage gibt, ganz gut. Da ist eine Wahl dieses Gremiums vorgesehen. Es ist vorgesehen, dass dem Bischof eine Vorsitzende, ein Vorsitzender als Leitung dieses Gremiums gegenübergestellt wird.

Es ist vorgesehen, dass es Mehrheitsentscheidungen und ein durchaus ausgeklügeltes Verfahren gibt, wie dann damit umgegangen wird, falls der Bischof oder auf unterer Ebene der Pfarrer überstimmt wird, also ein Schlichtungsverfahren.

Das ist den Bischöfen, glaube ich, ein bisschen zu kompliziert. Ich glaube auch, dass einige Bischöfe ein bisschen davor zurückschrecken, dass sie in so einem Gremium vielleicht mal überstimmt werden.

Das gehört nicht zur DNA des Bischofsamts dazu. Ich denke, da ist noch ein Lernprozess bei den Bischöfen notwendig, damit sie sich auf so etwas einlassen. Aber ich finde das wünschenswert.

DOMRADIO.DE: Sie sind als Vertreter des Aachener Diözesanrats dort gewesen und haben jetzt schon ein bisschen was angedeutet. Waren generell aus der Perspektive der Laien die Debatten für Sie zufriedenstellend?

Rychert: Am Samstag empfand ich das so. Es sind natürlich auch noch eine ganze Reihe anderer inhaltlicher Beschlüsse gewürdigt worden, die im Laufe des Prozesses getätigt wurden. Da gibt es schon Fortschritte zum Beispiel Richtung der Gendergerechtigkeit oder der Rolle von jungen Erwachsenen in der Kirche.

Es ist eigentlich ein ziemlich buntes Bild dieses Prozesses. Mit einigen Sachen sind wir sehr einverstanden, für andere gibt es noch ein bisschen Nachholbedarf. Da ist Luft nach oben. Gerade in der Frage der Beteiligung, finde ich, ist noch ein bisschen viel Luft nach oben. Da muss sich noch ein bisschen was tun.

DOMRADIO.DE: Zum Punkt Orte von Kirche wurde auch viel diskutiert. Was wurde da besprochen, was waren da die verschiedenen Positionen?

Rychert: Der Knackpunkt dabei ist, dass es unterschiedliche Vorstellungen gibt, wie zukünftig das Bistum pastoral gegliedert wird. Es gibt einen Vorschlag aus dem Synodalkreis, dass es Ende der dieses Jahrzehnts nur noch acht bis dreizehn große Pfarreien gibt und darunter 50 pastorale Räume, in der das eigentliche kirchliche Leben dann passiert.

Da gibt es Gegenvorschläge, 50 Pfarreien zu gründen und die Regionen, die derzeit bestehen, beizubehalten. Das ist, glaube ich, noch ein Knackpunkt in der Entwicklung des Prozesses "Heute bei dir".

Das Interview führte Julia Reck.

Bistum Aachen

Die Spitze des Aachener Doms / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Die Spitze des Aachener Doms / © Elisabeth Schomaker ( KNA )

Das Bistum Aachen mit einer Fläche von 4.022 qkm liegt im Westen von Deutschland. Es erstreckt sich von der Nordeifel (Mechernich, Schleiden) bis zum Niederrhein (Krefeld). Die angrenzenden Diözesen sind Köln, Münster, Essen, Trier, Lüttich (Belgien) und Roermond (Niederlande).

Das Bistum Aachen umfasst insgesamt 57 Kommunen. In den drei Großstädten Aachen, Mönchengladbach und Krefeld leben 383.319 von 1.037.352 Katholikinnen und Katholiken, die anderen in den 54 weiteren Kommunen.

Quelle:
DR