"Ihre Forschung und Lehre hilft uns allen, die Zusammenhänge zu verstehen, die sich aus der Umweltzerstörung ergeben und die sich derzeit ganz real in den Flüchtlingsströmen manifestieren, die in Richtung Europa unterwegs sind", erklärte Koch am Donnerstag in Berlin.
"Die durch Armut und Elend ausgelöste Migration hat das Potential, unter Umständen sogar ganze Regierungen ins Wanken zu bringen", betonte der Erzbischof in Anspielung auf den Asylstreit der Unionsparteien.
Prolitikberater und Mitarbeiter im Weltklimarat
Koch äußerte sich in einem Glückwunschschreiben zur Verleihung des Romano-Guardini-Preises der Katholischen Akademie Bayern am Mittwoch an Edenhofer. Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung wurde dem Wirtschaftswissenschaftler am Mittwoch in München verliehen.
Der Preis würdigt Edenhofers Verdienste als Politikberater, öffentlicher Mahner und Mitarbeiter im Weltklimarat. Umweltschützer und Industrielle schätzten ihn gleichermaßen, heißt es in der Begründung. Der Preis ist nach dem Religionsphilosophen und Theologen Romano Guardini (1885-1968) benannt.
Mehr globale Zusammenarbeit notwendig
In ihrer Laudatio sagte die Generalsekretärin der UN-Klimarahmenkonvention, Patricia Espinosa Cantellano, am Mittwoch, dass Edenhofer das Fundament für eine internationale Klimapolitik geschaffen. Das Pariser Abkommen von 2015 und das darin verankerte Zwei-Grad-Ziel seien ihm zu verdanken. Von Edenhofer stamme die Idee, dass globale Gemeinschaftsgüter wie die Atmosphäre geschützt werden müssten.
Dieser Einfluss sei auch in den Schlüsselsätzen der Enzyklika "Laudato Si" von Papst Franziskus spürbar. Um das zu erreichen, sei ein Paradigmenwechsel von mehr Konkurrenz zu mehr globaler Zusammenarbeit erforderlich. Dafür bleibe nicht mehr viel Zeit.
Multilateralismus nicht weiter schwächen
Edenhofer sagte vor Journalisten, die Zeit eines geordneten Multilateralismus sei "mitnichten vorbei". Die großen Probleme von Flucht, Vertreibung und Klimawandel machten nicht vor nationalen Grenzen halt und ließen sich nicht lösen, "wenn wir nicht lernen, miteinander zu kooperieren".
Es wäre daher "dumm, wenn wir die großen Errungenschaften des Multilateralismus wie die Vereinten Nationen und die Europäische Union weiter schwächen". Die Menschheit sei eine globale Schicksalsgemeinschaft, "daran wird kein Populist etwas ändern".
Edenhofer ist derzeit noch stellvertretender Direktor und Chefökonom am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Ende September wird er zusammen mit dem schwedischen Agrarwissenschaftler und Erdsystemforscher Johan Rockström (52) als Doppelspitze Nachfolger von Gründungsdirektor Hans Joachim Schellnhuber (68).