Die Beschlüsse der finalen Phase des katholischen Reformprojekts Weltsynode werden in den nächsten Tagen auch auf Deutsch veröffentlicht. Das sagte der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Sonntag auf Nachfrage. Die offizielle deutschsprachige Übersetzung werde voraussichtlich noch in diesem Monat vom Vatikan und der Deutschen Bischofskonferenz online gestellt.
Bislang liegt das finale Dokument mitsamt den einzelnen Abstimmungsergebnissen lediglich in der offiziellen italienischen Fassung vor.
Kein eigenes apostolisches Schreiben
Papst Franziskus hatte zuvor entschieden, kein eigenes apostolisches Schreiben zu veröffentlichen. Stattdessen stellte er das Schlussdokument der Synode zum Thema "Für eine synodale Kirche - Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung" sofort dem "Heiligen Volk Gottes" zur Verfügung. Welchen kirchenrechtlichen Status das Dokument nun hat, sagte Franziskus nicht. Er ordnete aber an, das Abschlusspapier sofort zu verbreiten, damit es unmittelbar in den Ortskirchen umgesetzt werden könne.
Das Dokument hat 52 Seiten und ist in 155 Paragrafen unterteilt. Abschnitt 60, über die Stellung der Frau innerhalb der Kirche, war derjenige, der in der Beratungsphase über das Papier die meisten Änderungen erfahren hat. Er ist es auch, der mit 97 die meisten Nein-Stimmen der insgesamt 368 stimmberechtigten Synodenteilnehmer bekam. Jeder Abschnitt musste in einer Abstimmung mit absoluter Mehrheit angenommen werden. Die wichtigsten Inhalte:
* FRAUEN: Abschnitt 60 beinhaltet vorrangig als Thema die Rolle der Frau. Dieses war eigentlich von Papst Franziskus aus den Beratungen der diesjährigen Bischofssynode ausgegliedert und zur Bearbeitung in eine Arbeitsgruppe gegeben worden. Die Synode ruft in ihrem Abschlussbericht unter anderem dazu auf, "alle Möglichkeiten, die das geltende Recht in Bezug auf die Rolle der Frau bereits vorsieht, voll auszuschöpfen, insbesondere dort, wo sie noch unerforscht sind". Es gebe keinen Grund, warum Frauen keine Führungsaufgaben in der Kirche übernehmen sollten. Auch die Frage des Zugangs von Frauen zum diakonischen Dienst bleibe offen, betonen die Synodalen.
"Diesbezüglich sind weitere Überlegungen erforderlich." In der Abschlusspressekonferenz sagte Kardinal Jean-Claude Hollerich, der Inhalte-Koordinator der Weltsynode, dazu: "Es ist keine Entscheidung für ein Diakonat, aber auch keine dagegen."
* MITSPRACHE: Unter anderem in Abschnitt 70 wird die Forderung der Synodalen nach mehr Mitsprache und einer stärkeren Denzentralisierung deutlich. Darin geht es um das Bischofsamt. "Der Dienst des Bischofs ist ein Dienst in, mit und für die Gemeinschaft", erläutern die Synodenteilnehmer. Daher erhoffe sich die Versammlung, "dass das Volk Gottes bei der Wahl der Bischöfe ein größeres Mitspracherecht hat".
Außerdem wird empfohlen, die Bischofsweihe in der Diözese stattfinden zu lassen, für die der neue Bischof als Hirte bestimmt ist. Damit soll die Bindung mit der Kirche, für die er zuständig ist, stärker zum Ausdruck kommen. Oft findet die Weihe in der Herkunftsdiözese eines neuen Bischofs statt.
* GESCHLECHTER: In Abschnitt 52 wird auf das Verhältnis von Männern und Frauen Bezug genommen. Darin heißt es, der "ursprüngliche Unterschied" bedeute nach Gottes Plan nicht die Ungleichheit zwischen Mann und Frau. "Wir legen Zeugnis vom Evangelium ab, wenn wir versuchen, Beziehungen zu leben, die die gleiche Würde und Gegenseitigkeit zwischen Männern und Frauen respektieren", schreiben die Synodalen. Die wiederholten Äußerungen von Schmerz und Leid von Frauen, die während des Synodenprozesses gehört wurden, zeigten, wie oft das nicht geschehe.
Auch heißt es in dem Paragrafen 52, "die sexuelle Differenz ist die Grundlage der menschlichen Beziehung". Ohne dass diese explizit genannt wird, kann hier ein Hinweis auf die moderne Gender-Wissenschaft herausgelesen werden. Im April dieses Jahres hatte die Erklärung "Dignitas infinita - über die menschliche Würde", die die vatikanische Glaubensbehörde mit Billigung des Papstes veröffentlicht hatte, zu heftiger Kritik geführt. In der Erklärung wird die "Gender-Theorie" vom Vatikan zum Schutz der Menschenwürde abgelehnt, außerdem bestehe bei geschlechtsverändernden Eingriffen die Gefahr, die Würde zu bedrohen, "die ein Mensch vom Moment der Empfängnis besitzt". Auf den Umgang mit Homosexualität oder Transsexualität wird im Synodendokument nicht eingegangen.
* MISSBRAUCH: In Abschnitt 55 widmet sich das Papier dem Thema Missbrauch. "Die Missbrauchskrise hat in ihren vielfältigen und tragischen Erscheinungsformen unsägliches und oft lang anhaltendes Leid über die Opfer und Überlebenden sowie über ihre Gemeinschaften gebracht", heißt es darin. Die Kirche müsse mit besonderer Sorgfalt und Sensibilität auf die Stimmen der Opfer und Überlebenden von sexuellem, geistlichem, wirtschaftlichem, institutionellem, Macht- und Gewissensmissbrauch durch Mitglieder des Klerus oder Personen mit kirchlichen Ämtern hören. Dabei betonen die Synodalen, dass es ein "authentisches Zuhören" brauche. Das sei "ein grundlegendes Element auf dem Weg zu Heilung, Reue, Gerechtigkeit und Versöhnung."