Er werde als lloyale Person gegenüber dem Papst beschrieben, die nur die eigene Familie bevorteilen wolle, hieß es weiter in dem vorbereiteten Statement.
"Absurde Vorwürfe - unglaublich, grotesk, monströs", würden gegen ihn erhoben. Gegen ihn laufe ein "mediales Massaker", um ihn zu zerstören. Aber er werde sich nicht beugen. Auch wenn es ihm nicht leicht falle, im Gerichtssaal zu sprechen.
Er sei erhobenen Hauptes gekommen. "Ich habe keine Angst vor der Wahrheit", betonte der 73-Jährige. Er werde vielmehr alles tun, um mit dem Gericht die volle Wahrheit herauszufinden.
Der Prozess mit zehn Angeklagten hatte im vergangenen Juli begonnen. Monatelang stritten die Parteien um formale Fragen. Im Zentrum stand die Befragung des Hauptzeugen Alberto Perlasca und deren Dokumentation.
Die von der Strafverfolgung zur Einsicht herausgegeben Beweismaterialien sind aus Sicht der Verteidigung nicht ausreichend. Anfang März hatte das Gericht alle Anträge der Verteidigung auf Verfahrenseinstellung abgewiesen. Darunter den Einwand, es handele sich bei dem Prozess um ein Spezialverfahren, das nicht den Vorgaben für ein "faires Verfahren" entspreche.
Hohe Verluste für den Vatikan
Im Zentrum des Prozesses stehen verlustreiche Investitionen des vatikanischen Staatssekretariats in eine Londoner Luxusimmobilie. Darüber hinaus geht es um Unregelmäßigkeiten bei Überweisungen von Becciu in seine Heimatdiözese und an die dortige Caritas. Sein Bruder ist Vorsitzender der an die Caritas angedockten Sozialkooperative "Spes".
Angeklagt sind der Kardinal, die italienischen Finanzmakler Enrico Crasso und Gianluigi Torzi, die Sicherheitsberaterin Cecilia Marogna sowie die Ex- Verantwortlichen der vatikanischen Finanzaufsicht (AIF), Tommaso di Ruzza und Rene Brülhart.
Beim ehemaligen Sekretär von Becciu, Mauro Carlino, dem Fondsmanager Raffaele Mincione, dem Mailänder Rechtsanwalt Nicola Squillace sowie Manager Fabrizio Tirabassi hatte die Strafverfolgung auf eigenen Wunsch die Anklageschrift überarbeitet und im Januar wieder eingereicht.