Was fällt Ihnen zu China ein? Vielleicht zuerst das neue Virus, das sich so rasant ausbreitete, dass Deutsche aus der "Volksrepublik" im Februar ausgeflogen wurden. Bei allem Mitgefühl kann da die Frage auftauchen, ob nicht noch ganz andere "Viren" im Riesenreich grassieren, die die Menschenrechte ignorieren - und zwar seit Jahrzehnten.
Die für uns Europäer kaum vorstellbaren Menschenmassen und die Masse ihrer Probleme lassen auf den ersten Blick die Versuche der jetzigen Machthaber interessant erscheinen: Eine starke Zentralgewalt, straff durchorganisiert, soll mit hoher technischer Intelligenz die Wirtschaft im In- und Ausland ankurbeln. Und sie schafft das vor unseren Augen auch höchst erstaunlich. Längst erobern die Chinesen den europäischen Markt. Aber um welchen Preis?
Menschenrechte scheinen nebensächlich
Wer diese Waren kauft sollte eines bedenken: Wert und Würde der Einzelnen stehen günstigenfalls in einer hinteren Reihe. Von der Parteilinie abweichende Programme werden, so weit möglich, hart unterdrückt. Arbeiterinnen und Arbeiter wirken wie Maschinenteile: nötig, aber ersetzbar. Menschenrechte scheinen da nebensächlich.
Konflikte mit der "freien Welt" scheinen angesichts solch einer Geisteshaltung unausweichlich: erst recht mit Christen. Sie finden im Evangelium des Nichtchinesen Jesus aus Nazareth bewährten Impfstoff gegen "Viren" dieser Art. Dort ist bekanntlich unter anderem der Wirkstoff "Kommunion" zu finden - er führt zu freiwilliger, nicht gezwungener, "Gemeinschaft" in Denken und Tun. Kommunismus dagegen enthält - wie alle "-ismen" - Langzeitgifte. Widerworte sind nicht erwünscht und werden sanktioniert.
Wenn unerwünschtes Querdenken dieser Art dann auch noch von einer ausländischen Machtzentrale wie der in Rom ausgeht, verwundert es nicht, dass sich die Führung in Peking schwer tut mit der katholischen Kirche und ihren Gläubigen.
Tauwetter spürbar
Immerhin ist nach jahrelanger Eiszeit jetzt etwas Tauwetter spürbar: Der Vatikan hat die im Einvernehmen mit der Regierung geweihten Bischöfe nachträglich anerkannt. Nun muss sich erweisen, ob eine gewisse Regimetreue mit der "Treue zum Evangelium" vereinbar ist.
Manche Christen in und um China sind da eher skeptisch. Deshalb formuliert der Papst - treu seinem Dienst der Einheit - weich und vorsichtig, dass die "Kirche in China ... immer mehr zusammenwächst".
Im deutschen Sprachraum ist März der erste Frühlingsmonat. Um das Aufblühen zarter Knospen für das "Reich der Mitte" zu beten, sollte uns also leichtfallen: Beten in der nach wie vor hochwertigen Solidargemeinschaft, die mit dem Gütesiegel "katholisch" versehen ist.
Was wir für die Kirche in China erbitten, sollte uns aber mit den gleichen Worten für die Kirche in Deutschland am Herzen liegen! Der in Frankfurt beim Synodalen Weg begonnene Gesprächsprozess wird hoffentlich eine gute Mischung aus Prozess und Prozession: zum Zusammenwachsen der Verschiedenen, in entschiedener "Treue zum Evangelium". In diesem wird nämlich kaum etwas von Uniformierung berichtet. Es ist vielmehr eine "gute Nachricht": Ihr dürft, so verschieden ihr seid, auf den Einen vertrauen, der euch treu ist, unwiderruflich!