Besuch des Religionsunterrichts in Deutschland nimmt ab

Lehrer und Bischöfe reagieren

Nur noch knapp jedes zweite Schulkind in Deutschland besucht katholischen oder evangelischen Religionsunterricht. Die Deutsche Bischofskonferenz und Lehrer bedauern diese Entwicklung und schlagen Lösungen für die Zukunft vor.

Autor/in:
Benedikt Heider
Katholischer Religionsunterricht / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Katholischer Religionsunterricht / © Elisabeth Schomaker ( KNA )

Immer weniger Kinder in Deutschland besuchen den Religionsunterricht; aus Sicht der deutschen Katholischen Bischöfe ist aber damit zu rechnen gewesen. "Wir bedauern diese Entwicklung, aber sie überrascht uns nicht", sagte der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). 

Matthias Kopp, Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) / © Julia Steinbrecht (KNA)
Matthias Kopp, Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Der Rückgang entspreche der rückläufigen Zahl von Kirchenmitgliedschaften in Deutschland. Da der Religionsunterricht in Deutschland ein konfessioneller Unterricht sei, seien auch nur Schülerinnen und Schüler der jeweiligen Konfession verpflichtet, ihn zu besuchen, so Kopp weiter.

Aktuelle Zahlen der Kultusministerkonferenz

Die Bischofskonferenz reagierte auf aktuelle Zahlen der Kultusministerkonferenz. Demnach nimmt nur noch knapp jedes zweite Schulkind in Deutschland überhaupt an katholischem oder evangelischem Religionsunterricht teil. Der Besuch eines Ethik- oder Ersatzunterrichts stieg in den vergangenen Jahren hingegen deutlich an. 

Laut Bericht nahmen im Schuljahr 2023/2024 insgesamt 53,7 Prozent der Schülerinnen und Schüler (1.-10. Schuljahr) an katholischem (25,2 Prozent) oder evangelischem (28,5 Prozent) Religionsunterricht teil. 2015/2016 waren es insgesamt noch 68,8 Prozent. Der Anteil der Schulkinder im Ethikunterricht stieg von 15,2 (2015/2016) auf aktuell 26,4 Prozent.

Bischofs-Sprecher Kopp sagte der KNA: "Wir sollten zukünftig noch stärker betonen, dass der katholische oder der konfessionell-kooperativ erteilte Religionsunterricht auch offen für konfessionslose Schülerinnen und Schüler ist." Dort hätten sie die Chance, das Christentum authentisch kennen zu lernen und sich mit den großen Fragen des menschlichen Lebens auseinanderzusetzen. In mehreren Bundesländern habe man gute Erfahrungen mit einem konfessionell-kooperativen Religionsunterricht gemacht, so Kopp.

Gemeint ist damit ein gemeinsamer Unterricht für evangelische und katholische Schülerinnen und Schüler. Dabei werden Themen aus jeweils beiden Konfessionsperspektiven behandelt.

Lehrer fordern Öffnung des Reli-Unterrichts

Ähnlich äußerte sich die Vertreterin der Bundeskonferenz katholischer Religionslehrerverbände im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), Gabriele Klingberg, am Freitag im Gespräch mit der KNA. Als ursächlich für die rückläufige Entwicklung bezeichnete sie die allgemeine Kirchenkrise und Missbrauchsthematik, sowie fehlende religiöse Sozialisation der Kinder.

Klingberg forderte eine Öffnung des Religionsunterrichts gegenüber anderen Religionen. Viele Schülerinnen und Schüler hätten kein Konfessionsbewusstsein mehr. "Der konfessionell-kooperative Religionsunterricht bereichert Schülerinnen und Schüler in der Auseinandersetzung mit der jeweilig anderen Konfession und trägt zur Schärfung des eigenen Konfessionsbewusstseins bei."

Als besondere Herausforderung bezeichnete Klingberg die zunehmende Kooperation mit den Ersatzfächern Ethik und praktischer Philosophie. "Hier gilt es einerseits Unterschiede klar zu benennen, aber im Anliegen einer Wert- und Lebensorientierung für Schülerinnen und Schüler nach Kooperationen zu suchen."

Quelle:
KNA