In den englischsprachigen Gebieten herrschten bürgerkriegsähnliche Zustände, weshalb die Menschen dort nicht an dem Urnengang teilnehmen könnten, erklärte Misereor am Donnerstag in Aachen. Spannungen gebe es auch in den französischsprachigen Regionen. Ein wichtiger Oppositionspolitiker boykottiere nun die Wahl und werde nicht antreten.
"Es ist vollkommen unverständlich, dass unter diesen Voraussetzungen überhaupt Wahlen durchgeführt werden", so Misereor-Länderreferent Vincent Hendrickx. "Die Bevölkerung fürchtet um ihre Sicherheit; die Demokratie in Kamerun ist massiv gefährdet." Die EU und die Bundesregierung rief Hendrickx auf, ihren Einfluss auf Kameruns Regierung geltend zu machen, um zunächst die Sicherheit der Bevölkerung und faire Bedingungen für alle politischen Kräfte in Bezug auf den Urnengang zu sichern und anschließend demokratische Wahlen zu organisieren, "die das Land einen und nicht weiter spalten".
Wahlen an diesem Sonntag
An diesem Sonntag sollen in Kamerun turnusgemäß Parlaments- und Kommunalwahlen stattfinden. Auf die Amtszeit von Langzeitpräsident Paul Biya (86) haben die Wahlen keine Auswirkungen. Er regiert das Land seit 1982.
Ab 1884 war Kamerun deutsche Kolonie. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde ein großer Teil des Gebiets mit dem Vertrag von Versailles den Franzosen zugeschlagen, ein kleinerer Teil den Briten. 1961 votierten die Einwohner zweier englischsprachiger Regionen für die Zugehörigkeit zu dem ein Jahr zuvor von Frankreich unabhängig gewordenen Kamerun. Diese beiden Regionen verfügen seither über eine gewisse Autonomie. Dort gilt beispielsweise die britische Rechtstradition, das Common law. Das sorgt seit einigen Jahren für Konflikte und gewalttätige Auseinandersetzungen mit der Zentralregierung.