Ziel der Studie sei es, Faktoren zu ermitteln, die sogenannten geistlichen Missbrauch begünstigen, und daraus Möglichkeiten zur Vorbeugung zu entwickeln.
Die Untersuchung liegt in Händen eines wissenschaftlichen Teams unter Leitung von Judith Könemann vom Institut für Religionspädagogik und Pastoraltheologie der Uni. Beteiligt sind auch die Deutsche Bischofskonferenz und der Orden der Thuiner Franziskanerinnen mit Sitz im Emsland. Das Forschungsprojekt ist auf drei Jahre angelegt.
Unabhängiges Forschungsteam
Erstellt werden soll die Studie anhand der Erfahrungen von Betroffenen, Interviews mit Zeitzeugen sowie Aktenanalysen. Es gehe dabei sowohl um "theologische als auch soziologische Perspektiven", so Projektleiterin Könemann. Ein besonderer Fokus liegt laut Mitteilung auf der Untersuchung von geistlichem Missbrauch in geistlichen Gemeinschaften in den Bistümern Osnabrück und Münster. Das Forschungsteam arbeite dabei unabhängig von den kirchlichen Auftraggebern.
Das Phänomen geistlichen oder spirituellen Missbrauchs wurde, anders als sexueller Missbrauch, erst in jüngerer Zeit problematisiert. Damit gemeint sind Manipulation und Ausnutzung von Menschen im Namen Gottes und im Kontext religiösen Lebens. Dabei werden in der Seelsorge, etwa Beichte oder geistlicher Begleitung, aber auch in geistlichen Gemeinschaften Menschen bevormundet, entmündigt und oft gegen andere abgeschirmt.
Betroffene Gruppierungen aufgelöst
Vorwürfe geistlichen Missbrauchs wurden in jüngster Zeit etwa gegen die Gruppierung "Katholisch Integrierte Gemeinde" mit Hauptsitz in München und die vom Bistum Münster aus agierende geistlichen Vereinigung "Totus Tuus Neuevangelisierung" erhoben. Beide sind inzwischen aufgelöst. Im Bistum Osnabrück hatte die Anfang der 1980er Jahre gegründete Christusgemeinschaft zeitweise großen Einfluss auf Schwestern der Thuiner Franziskanerinnen, weswegen es dort zu einer Spaltung kam.