Die chaldäischen Bischöfe haben sich zum Auftakt ihrer Synode mit einem Appell für umfassende Reformen an die irakische Politik gewandt. Sie riefen dazu auf, Eigeninteressen und Parteilichkeit beiseitezulassen und schnell eine nationale Regierung zu bilden, die eine "Kultur wahrer Staatsbürgerschaft, Brüderlichkeit, Akzeptanz und des Respekts für andere fördert", hieß es laut einem Bericht des arabisch-christlichen Portals "Abouna" (Dienstag). Die Bischöfe der katholischen Ostkirche tagen noch bis zum 27. August am Patriarchatssitz in Bagdad.
Politischer Stillstand
"Der derzeitige politische Stillstand hat sich negativ auf die soziale und wirtschaftliche Lage ausgewirkt", so die Geistlichen weiter. Die neue Regierung müsse den Bürgern sowie den Interessen des Landes dienen, das "seit 20 Jahren keine Ruhe und Stabilität mehr erlebt" habe. Politische Reformen, die der territorialen Integrität, der Souveränität und der Sicherheit Vorrang einräumten, seien daher dringend nötig.
Vor dem Appell hatte der chaldäische Patriarch, Kardinal Louis Raphael Sako, vor einem Verschwinden der "irakischen Christen, und vielleicht auch der Christen in anderen Ländern" gewarnt, sollte es keine signifikanten Veränderungen im Denken sowie im staatlichen System geben. Das islamische Erbe mache Christen zu Bürgern zweiter Klasse und erlaube Ausgrenzung und Enteignung, so Sako laut dem vom Patriarchat veröffentlichten Redemanuskript. Er forderte eine Umgestaltung der Verfassung und der Gesetze - "weg von Sektierertum, Vetternwirtschaft und Klüngelei, hin zu einem zivilen demokratischen System".