Bischöfe kritisieren Laienkomitee wegen Erklärung zur Judenmission - Arbeitskreis verteidigt sich

Erneute Rüge

Die Deutsche Bischofskonferenz hat das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) erneut wegen einer Erklärung zur Judenmission gerügt. In einer am Dienstag in Bonn veröffentlichten Stellungnahme erneuerte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, die Kritik der Oberhirten an einem ZdK-Papier zur Judenmission. Dessen Verfasser, der Arbeitskreis "Juden und Christen" beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken, verteigt sich gegen die Vorwürfe.

 (DR)

Darin hatte sich das höchste Laiengremium der deutschen Katholiken deutlich gegen jede Form der Judenmission ausgesprochen. Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller warf den Autoren daraufhin im Auftrag der Bischofskonferenz einen ungenauen Umgang mit theologischen Aussagen vor. Zugleich warnte er vor einer Aufweichung christlicher Positionen.

Zollitsch nannte die Erklärung des ZdK-Gesprächskreises «Juden und Christen» wegen ihrer theologischen Defizite enttäuschend. Sie stoße bei den Bischöfen insgesamt auf Ablehnung. Das Papier werde dem Christusbekenntnis der Kirche in seiner Fülle nicht gerecht und stelle die Sendung der Kirche verkürzt dar. Außerdem sei die Stellungnahme geeignet, «der falschen Auffassung Vorschub zu leisten, als könne der Gesprächskreis autoritativ und mit kirchlicher Verbindlichkeit ein theologisches Thema behandeln, dessen Klärung dem kirchlichen Amt vorbehalten ist».

Müller, der Vorsitzender der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz ist, hatte Mitte April auch im domradio erklärt, im Dialog der Religionen müsse der Begriff der Mission richtig dargestellt werden. Jesus habe unzweifelhaft Juden und Heiden in die Kirche berufen. Allerdings gehe es nicht darum, Gläubige anderer Religionen durch Überredung abzuwerben oder gar mit Drohung zu nötigen. «Glaube und Freiheit bedingen einander.»

Der Regensburger Bischof machte darüber hinaus deutlich, dass jede Form von Polemik oder Abwertung der Juden mit dem Glauben unvereinbar sei. Antisemitismus sei nicht Folge des Christusbekenntnisses, «sondern Beweis für den Verrat an ihm».
Völlig fehl am Platz seien umgekehrt aber auch «an historischen Tatbeständen immer wieder genährte Ressentiments oder christliche Selbstbezichtigungen». So bringe das negativ besetzte Schlagwort «Judenmission» die Sendung der Kirche in Misskredit.

Am Wochenende hatte auch Kurienkardinal Walter Kasper die Absage der katholischen Kirche an eine Missionierung von Juden bekräftigt. «Es kann keine Judenmission geben, so wie es eine Heidenmission gibt», sagte der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Zum Judentum gebe es ein einmaliges und besonderes Verhältnis. Kasper kritisierte zugleich das ZdK-Papier. Das hinter dem Papier stehende Anliegen sei zwar richtig, «aber die Durchführung lässt doch sehr zu wünschen übrig».

Arbeitskreis verteidigt sein Papier
Der Gesprächskreis «Juden und Christen» beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hat sein umstrittenes Papier «Nein zur Judenmission» gegen Kritik der Deutschen Bischofskonferenz verteidigt. Der Gesprächskreis habe nie den Anspruch erhoben, dass die Stellungnahme ein umfassender theologischer Traktat oder ein amtliches Dokument der Kirche sei, erklärte der Gesprächskreis-Vorsitzende, der Theologe Hanspeter Heinz, am Dienstag in Bonn. Auch habe nie der Anspruch bestanden, im Namen des ZdK zu sprechen.

Inhaltlich bekräftigt der Arbeitskreis erneut sein Nein zur Judenmission. «Wenn Juden heute angesichts des zahlenmäßigen Ungleichgewichts zwischen Judentum und Christenheit in der Judenmission, selbst wenn sie gewaltfrei ist, eine erneute Bedrohung ihrer religiösen Existenz nach Auschwitz sehen, muss dies von Christen zur Kenntnis genommen und theologisch bedacht werden», heißt es. Auch ohne den Glauben an Jesus und ohne Taufe seien die Juden «als das Volk Gottes auf dem Weg des Heils». Heinz verwies erneut auf die auch von Papst Johannes Paul II. formulierte These vom «niemals aufgekündigten Alten Bund» Gottes mit dem Volk Israel.

In dieser Argumentation liegt nach den Worten von Heinz kein Widerspruch zum Bekenntnis der Kirche, dass Jesus Christus der Erlöser aller Menschen sei. Die von den Kritikern vermissten Aussagen zur universalen Heilsbedeutung Jesu und die Pflicht zum Zeugnis des eigenen Glaubens würden von allen katholischen Mitgliedern des Arbeitskreises weiterhin geteilt und seien auch in früheren Erklärungen mehrfach betont worden, so der Theologe.