"Wer Flüchtlingen ihre Schutzbedürftigkeit abspricht und die Religionsfreiheit für Muslime einschränken will, verrät die Werte des Grundgesetzes", heißt es in einer am Samstag in Bonn veröffentlichten Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz.
Darin fordert deren Flüchtlingsbeauftragter Erzbischof Stefan Heße zum Weltflüchtlingstag am Montag: "Wir dürfen nicht länger zulassen, dass schutzsuchende Menschen inmitten unseres Landes bedroht und angegriffen werden!" Bei allen politischen Auseinandersetzungen über das Thema Migration dürfe niemals in Vergessenheit geraten: "Wer sein Heimatland verlässt, um sein Leben zu retten, hat Anspruch auf unsere Solidarität." Dazu zähle das Recht auf ein rechtsstaatliches und faires Verfahren.
Entwicklungspartnerschaft anbieten
Die katholischen Bischöfe hatten den Hamburger Erzbischof im Herbst 2015 zum Sonderbeauftragten für Flüchtlingsfragen ernannt und parallel ihr Engagement in diesem Bereich erhöht. Mitte Juli will Heße in den Libanon reisen, um sich vor Ort ein Bild zur Lage von Migranten zu machen.
Mit Blick auf aktuelle Statistiken betont er: "Die Weltgemeinschaft darf sich nicht daran gewöhnen, dass die Flüchtlingszahlen Jahr für Jahr einen neuen Negativrekord erreichen." Insbesondere die Staaten Europas stünden in der Pflicht, die Fluchtursachen verstärkt zu bekämpfen: "Europa muss seinen Nachbarregionen eine Entwicklungspartnerschaft anbieten, die diesen Namen auch verdient!"
EU insgesamt gefordert
Deutschland habe 2015 Beeindruckendes geleistet, um eine Million Schutzsuchende mit dem Lebensnotwendigen zu versorgen, so der Flüchtlingsbeauftragte weiter. Auf längere Sicht seien aber auch die anderen Staaten Europas gefordert: "Wir brauchen eine gesamteuropäische Flüchtlingspolitik, die dem Geist der europäischen Solidarität entspricht und die Bedürfnisse der schutzsuchenden Menschen ins Zentrum stellt."
Heße zeigte sich zuversichtlich, dass Deutschland die Herausforderungen bewältige: "Es ist mittlerweile zur Selbstverständlichkeit geworden, dass Menschen unterschiedlicher kultureller und religiöser Prägungen in Deutschland gut zusammenleben." Die spontan entstandene Willkommenskultur müsse nun zu einer längerfristigen Integrationskultur weiterentwickelt werden. Dabei spiele die Familienzusammenführung eine wichtige Rolle: "Ich bin überzeugt, dass Menschen sich in einer ungewohnten Umgebung leichter zurechtfinden, wenn sie in der Gemeinschaft ihrer Familie leben", so der Erzbischof.