Pressestelle Bistum Trier: Was sagen Sie zur Entscheidung des Papstes?
Bischof Stephan Ackermann: Ich finde zunächst einmal gut, dass es eine Entscheidung gibt. Ich verstehe sie so, dass der Papst auch neuen Raum für eine endgültige Entscheidung gibt. Das war ja alles in den letzten Wochen so sehr unter Druck und unter einer aufgeheizten Stimmung für alle Beteiligten. Das ist natürlich keine gute Situation, um eine Entscheidung aus einer beruhigten Sicht auf die Dinge zu treffen.
Pressestelle Bistum Trier: Inwiefern hat Papst Franziskus als Jesuit entschieden?
Bischof Stephan Ackermann: Er ist Jesuit und dass sein Ordensmann Ignatius sagt, wenn es darum geht eine lebenseinschneidende Entscheidung zu treffen, dann soll man das nie in einer Situation von Depression, Druck oder aufgeheizter Stimmung tun, sondern es braucht eine eher beruhigte Situation. Nur dann kann ich wirklich eine gute, solide Entscheidung treffen. Ich vermute mal, dass der Papst aus dieser Haltung heraus diese Entscheidung getroffen hat.
Pressestelle Bistum Trier: Was sagen Sie zur mehrfach geäußerten Erwartung, Bischof Tebartz-van Elst solle vom Amt des Limburger Bischofs zurücktreten?
Bischof Stephan Ackermann: Ich kann die Erwartung nachvollziehen, das sage ich ehrlich. Aber wenn ich das richtig sehe, sieht er (Tebartz-van Elst, Anm. d. Red.) die Situation nicht so, dass der größte Teil der Fehler bei ihm liegt, sondern er hat, glaube ich, eine differenziertere Sicht der Dinge. Von daher, glaube ich, hat er nicht von sich aus den Rücktritt eingereicht. Das ist sozusagen die Sicht der Dinge und die ist eben unterschiedlich. Die Einschätzungen seitens Limburgs, der Gremien dort und die Sicht, die der Bischof hat, die differieren sicher. Da wäre es natürlich gut, wenn in der jetzt kommenden Zeit sich das aufeinander zu bewegt.
Pressestelle Bistum Trier: Welche Bedeutung hat die Kommission der Bischofskonferenz, die die Baukosten untersucht?
Bischof Stephan Ackermann: Ich glaube, es ist jetzt ganz wichtig, dass man genauer weiß, wie sieht es mit dem Bauvorhaben insgesamt aus. Sowohl was die finanziellen Zahlen angeht, aber auch die Entscheidungsabläufe. Es wird dann noch einmal hilfreich sein, zu schauen: Wie ist das gelaufen? Wie konnte es zu dieser Situation kommen? Dass man daraus lernt und auch noch einmal sieht, wer hat wo Verantwortung getragen oder sie eben nicht in genügendem Maße wahrgenommen. Das halte ich schon für wichtig. Wenn man einen Kardinal von Rom nach Limburg schickt und der Gespräche führt und es gibt eine Vereinbarung und jetzt würde man sagen "Nein, papperlapapp, das brauchen wir alles nicht mehr. Wir entscheiden jetzt ohne das überhaupt gehört zu haben", dann würde ich sagen, ist das nicht hilfreich.
Pressestelle Bistum Trier: Kann Bischof Tebartz-van Elst später auf den Limburger Bischofsstuhl zurückkehren oder ist das Vertrauen zu sehr gestört?
Bischof Stephan Ackermann: Das Vertrauen ist ja massiv gestört, wenn nicht sogar zerstört. Ich habe Skepsis, ob sich das wirklich noch einmal so heilen lässt, dass man sagt "Wir machen einen neuen Anfang miteinander". Jetzt hat ja der Papst auch den Stadtdekan, der schon geplant war von Bischof Franz-Peter, dem Stadtdekan Rösch - den ich übrigens persönlich kenne und für einen wirklich klugen, soliden Priester halte – zum Generalvikar bestimmt. Damit wird auch das Bistum wieder handlungsfähig. Im Grunde waren ja alle gelähmt in den letzten Wochen.
Pressestelle Bistum Trier: Wie wird Bischof Tebartz-van Elst die "Auszeit" verbringen?
Bischof Stephan Ackermann: Er wird ja sicher erst einmal von Rom weggehen. Faktisch war es ja so, er ist nach Rom geflogen und war da umlagert in dem Priesterkolleg, in dem er untergekommen ist, konnte ja faktisch keinen Schritt unbeobachtet tun. Das ist ja wirklich eine grauenvolle Situation. Ich glaube für ihn wird es ja auch wichtig sein, wieder Luft zum Atmen zu bekommen. Vielleicht auch eine geistliche Zeit zu machen, um selber auch zu schauen, wie ist es zu all diesen Dingen gekommen, wo ist seine Verantwortung, wo ist die Verantwortung der anderen. In Ruhe das alles anzuschauen und nicht sozusagen unter dem "ständigen Beschuss" zu stehen, auch der Öffentlichkeit.
Das Interview führte Stefan Weinert