Bischof Bätzing irritiert über Papst-Aussage zur Frauenweihe

"Man kann nicht nur abstrakt reden"

Er sei überrascht und "etwas irritiert" über die jüngsten ablehnenden Interview-Aussagen von Papst Franziskus zur Weihe von Frauen in der katholischen Kirche. Das sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing.

Bischof Georg Bätzing / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Georg Bätzing / © Harald Oppitz ( KNA )

"Ich habe ihn noch nie so reden hören und habe öfter schon mit ihm auch persönlich über diese Fragen gesprochen", sagte der Limburger Bischof am Montagabend in Frankfurt: "Ich sag mal: Lehramtlich ist für mich nicht, was der Papst in Interviews sagt - sondern wozu er sich entschließt und es in offiziellen Dokumenten niederlegt."

Im Interview des US-Senders CBS zu Pfingsten hatte die Moderatorin den Papst gefragt, ob ein katholisches Mädchen je die Möglichkeit haben werde, Diakonin und damit Mitglied des Klerus zu werden.

Ein schlichtes "Nein"

Franziskus' Antwort darauf war ein schlichtes "Nein". Auf Nachfrage erklärte er: "Handelt es sich um geweihte Diakone, dann nein. Aber Frauen haben immer, würde ich sagen, Aufgaben einer Diakonin übernommen, ohne Diakon zu sein. Frauen sind großartig im Dienst als Frauen - aber nicht im Dienst mit Weihe."

Die Frage nach dem Diakonat der Frau als erste Stufe der Weihe sei bei allen Beratungen der Weltsynode und bei den Berichten aus den einzelnen Ländern immer ein wichtiges Thema gewesen, berichtete Bätzing weiter. Franziskus habe dazu eine eigene Arbeitsgruppe eingerichtet und dabei nie den Anschein erweckt, die Frage sei längst entschieden.

"Man kann nicht nur abstrakt reden"

Dass der Papst das Thema Frauenweihe ähnlich wie andere inhaltliche Knackpunkte ausdrücklich an Arbeitsgruppen verwiesen habe und damit aus der zweiten Etappe der Weltsynode auslagern wolle, stimme ihn aber etwas skeptisch, fügte der Bischof hinzu: "Man kann nicht nur abstrakt über Synodalität reden"; das gehe nur anhand konkreter Beispiele.

Bisher allerdings habe die Synode selbst eine sehr lebendige Dynamik entwickelt, ergänzte Bätzing: "Die Fragen sind da, und der Drive ist da und lässt sich nicht mehr bremsen." Der Reformdruck sei erheblich, und das längst nicht nur in Deutschland.

"Die Paste geht nicht mehr in die Tube"

Der Papst sei ein "Türöffner", der aber selbst keine grundlegenden Änderungen der Lehre mehr vornehmen wolle, so die Einschätzung des Limburger Bischofs. Aber: "die Paste geht nicht mehr in die Tube zurück"; in der Kirche entwickele sich eine Kultur, die nicht mehr rückgängig gemacht werden könne. Allerdings, so Bätzing weiter, frage er sich oft, wie viel Zeit noch bleibt für die Kirche in Deutschland.

Bei der Vorstellung seines neuen Gesprächsbuchs "Rom ist kein Gegner - Warum die Kirche Reformen braucht" sagte Bätzing auf die Frage nach seiner eigenen Einstellung zum Thema Frauenweihe, er glaube, dass vieles dafür spreche, "dass wir in einer kulturellen Situation leben, in der die Frau und das Priesteramt sehr gut miteinander verbunden werden können". 

Das seien aber weltkirchliche Prozesse, über die nicht in Deutschland entschieden werden könne. Daher habe man im deutschen Reformprojekt Synodaler Weg bewusst formuliert, so Bätzing: "Wir wissen, was die Lehre der Kirche ist. Wir bitten darum, die Frage nicht dogmatisch zu schließen und für auf ewig geschlossen zu erklären."

Bätzing offen für verheiratete Priester

Der Limburger Bischof kann sich darüber hinaus auch verheiratete Priester vorstellen. Er selbst lebe den Zölibat, also die Pflicht zur Ehelosigkeit für Priester, aus Überzeugung, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. 

Aber wenn das mit dazu führe, dass kaum noch jemand Priester werden wolle, frage er sich schon, ob man auf Dauer nicht wesentliche Elemente des Kirche-Seins durch solche Zugangsvoraussetzungen gefährde: "Ist der Zölibat wichtiger - oder ist die Sakramentalität der Kirche wichtiger?"

Georg Bätzing

Georg Bätzing wurde am 13. April 1961 in Kirchen (Sieg) geboren. Er studierte Philosophie und Theologie an der Universität Trier und der Universität Freiburg.

1987 wurde er in Trier zum Priester geweiht. Von 1996 bis 2010 war er als Leiter des Priesterseminars für die Priesterausbildung im Bistum Trier verantwortlich. Bereits 2007 übernahm er die Leitung der Heilig-Rock-Wallfahrt in Trier. Ab November 2012 war Bätzing Generalvikar des Bistums Trier.

Bischof Georg Bätzing / © Bert Bostelmann (KNA)
Bischof Georg Bätzing / © Bert Bostelmann ( KNA )
Quelle:
KNA