Bischof Bätzing kritisiert Zurückhaltung des Papstes

"Klare Aussagen helfen den Opfern"

Müsste sich Papst Franziskus deutlicher positionieren im Nahen Osten und im Ukraine-Krieg? Ja, findet Bischof Bätzing. Zu viel diplomatische Zurückhaltung sei hier nicht angemessen – gerade mit Blick auf die Opfer.

Georg Bätzing, Bischof von Limburg und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz  / © Harald Oppitz (KNA)
Georg Bätzing, Bischof von Limburg und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz / © Harald Oppitz ( KNA )

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz sieht die Rolle von Papst Franziskus beim diplomatischen Ringen in den Kriegen in Nahost und in der Ukraine kritisch. Es gebe Situationen, in denen diplomatische Zurückhaltung angemessen sei, betonte der Limburger Bischof Georg Bätzing in einem am Freitag online veröffentlichten Interview der "Süddeutschen Zeitung".

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz sieht die Rolle von Papst Franziskus beim diplomatischen Ringen in den Kriegen in Nahost und in der Ukraine kritisch. Es gebe Situationen, in denen diplomatische Zurückhaltung angemessen sei, betonte der Limburger Bischof Georg Bätzing in einem am Freitag online veröffentlichten Interview der "Süddeutschen Zeitung".

Wenn er an die Ukraine und an den Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober denke, halte er die Kritik am Papst für berechtigt. "Er spricht nicht eindeutig genug darüber, wer der Angreifer war und wo die Ursachen dieses entsetzlichen Leids liegen.", so der Bischof von Limburg: "Ich weiß, dass die vatikanische Diplomatie in ihrer Vermittlerrolle möglichst alle Gesprächskanäle offenhalten will. Aber klare Aussagen helfen den Opfern, dass sie den Kampf nicht aufgeben gegen das Unrecht, das ihnen widerfährt."

Beitrag zum Frieden und Konflikte befeuern

Generell könnten Religionen sowohl einen Beitrag zum Frieden leisten als auch Konflikte befeuern, räumte Bätzing ein. "Beides kann sein. Diese Ambivalenz ist da." Der Patriarch von Moskau zum Beispiel sei ein "Kriegstreiber", fügte der Bischof hinzu: "Wie er den Angriffskrieg gegen die Ukraine mit einer theologisch aufgeladenen Ideologie unterlegt, das hat gotteslästerliche Züge."

Andererseits könnten Grenzen überwunden werden, wenn Judentum, Christentum und Islam ihre besten Kräfte freisetzten. "Denn wir sind, das bekennen all diese Religionen, Geschöpfe des einen Gottes. Ich bin Papst Franziskus deshalb immer dankbar, dass er sich in seinen Schreiben an alle Menschen guten Willens wendet, also bewusst die Menschen aller Glaubensrichtungen anspricht."

Vatikandiplomatie

Der Heilige Stuhl unterhält derzeit diplomatische Beziehungen zu 183 Staaten weltweit. Hinzu kommen die EU und der Souveräne Malteserorden. 88 Staaten sowie die EU und der Malteserorden lassen ihre Botschafter beim Heiligen Stuhl in Rom residieren. Ferner sind die Arabische Liga, die Internationale Organisation für Migration und das UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge UNHCR mit eigenen Gesandten beim Vatikan vertreten.

Vatikanflagge zwischen USA-Flaggen / © Michael Reynolds (dpa)
Vatikanflagge zwischen USA-Flaggen / © Michael Reynolds ( dpa )
Quelle:
KNA