Bischof Bätzing war am Mittwochabend Gast im SWR Bürgertalk "mal ehrlich...". Darin wurde über die Frage "Darf die Kirche machen, was sie will?" diskutiert. Die Kirche müsse lernen, was geschehen sei und wie tief die Wunden bei den Menschen seien. "Wiedergutmachung kann nur geschehen, wenn die Menschen kommen und uns das sagen."
Langwieriger Prozess
In Richtung der Betroffenen, die in der Sendung von ihren Leidensgeschichten berichteten, sagte Bätzing: "Das trifft mich persönlich." Neben dem Missbrauch von Menschen erschüttere ihn der Vertrauensmissbrauch - denn die Kirche sage immer: "Ihr könnt uns Kinder und Jugendliche anvertrauen."
Der Bischof sagte, er wolle sich nach der jüngsten Studie zum sexuellen Missbrauch intensiv mit Empfehlungen zum Umgang damit auseinandersetzen. Er betonte zugleich, dass dies ein langwieriger Prozess sein werde.
Werden bald Kirchenbeobachter gesucht?
Die katholische Kirche in Deutschland hat laut einer am Mittwoch veröffentlichten repräsentativen Umfrage einen Vertrauensverlust wegen der Missbrauchskrise erlitten.
Auf die Frage, ob die jüngsten Stellungnahmen der Kirche zur Missbrauchsstudie der Deutschen Bischofskonferenz das Vertrauen wieder hätten festigen können, antworteten laut der SWR-Erhebung 87 Prozent mit Nein. Bätzing sagte: "Wir brauchen ein externes Monitoring, das uns unsere eigenen Regeln vorhält und sagt: 'Das macht ihr gut, das macht ihr nicht gut'."
Hohe Dunkelziffer vermutet
Die bundesweiten Ergebnisse der von ihnen in Auftrag gegebenen Studie hatten die katholischen Bischöfe bei ihrer Herbstvollversammlung in Fulda präsentiert. Demnach gab es zwischen 1946 und 2014 in Deutschland 3.677 Betroffene sexueller Übergriffe von mindestens 1.670 Beschuldigten, darunter mehrheitlich Priester. Der vollständige Titel der Untersuchung lautet "Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz".
Der Leiter der Studie, Harald Dreßing, sagte im SWR, dass die Zahl der Betroffenen nur die Spitze des Eisbergs sei. "Das Dunkelfeld ist erheblich, ohne Zweifel." Allerdings halte er es für kaum möglich, genaue Zahlen zu ermitteln. Wichtig sei, dass es überhaupt Zahlen gebe und nun die Strukturen ins Auge gefasst werden könnten, um künftig Missbrauch zu verhindern. "Die Studie ist keine Aufarbeitung, die muss jetzt erfolgen."