Bischof Bätzing sieht die Kirche in einer schweren Krise

"Krise klingt womöglich viel zu harmlos"

Nach Einschätzung des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, erlebt die katholische Kirche eine der schwersten Krisen ihrer Geschichte. Sind die Krisenphänomene als Desaster oder als Möglichkeit zu begreifen?

Bischof Georg Bätzing / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Georg Bätzing / © Harald Oppitz ( KNA )

"Unzweifelhaft ist die Zeit, in der wir leben, für die Kirche in allen Bereichen eine der schwersten Krisenzeiten der zurückliegenden Jahrhunderte", sagte Bätzing in einem Gottesdienst im Limburger Dom, wie das Bistum am Wochenende mitteilte. Der Limburger Bischof fügte hinzu: "Krise klingt womöglich viel zu harmlos. Wir erleben eine Zeit der Disruptionen."

Desaster oder Chance?

Jede und jeder sei aufgerufen, sich zu entscheiden, ob man die Krisenphänomene als Desaster oder als Möglichkeit für einen neuen Aufbruch betrachten wolle. "Wir sind Zeitzeuginnen und Zeitzeugen einer grundlegenden Transformation in der Glaubensgeschichte des Christentums", sagte Bätzing bei dem Gottesdienst anlässlich der Jahresversammlung des Katholisch-Theologischen Fakultätentages weiter.

Limburger Dom / © Julia Steinbrecht (KNA)
Limburger Dom / © Julia Steinbrecht ( KNA )

"Mit unseren Entscheidungen - so oder so - leisten wir einen kleinen Beitrag dazu, ob diese Krise mehr oder weniger in den Untergang abdriftet oder zu tragenden neuen Gestalten des Kircheseins führt."

Diese neuen Gestalten seien aber "in vielen Bereichen sehr anders, als wir sie gewohnt waren und als prägend erlebt haben", so Bätzing.

Rückkehr ausgeschlossen

Angesichts der Krisen warnte Bätzing davor, sich in längst vergangene Kirchenbilder, alte Gewohnheiten und eine realitätsverweigernde Spiritualisierung zu flüchten. "Wir können nicht einfach zu den alten Mustern zurückkehren", betonte der Bischof.

Die Jahresversammlung des Katholisch-Theologischen Fakultätentags fand von Donnerstag bis Samstag im Wilhelm-Kempf-Haus in Wiesbaden statt. Der 1958 gegründete Zusammenschluss repräsentiert etwa 50 Fakultäten und Institute an staatlichen und kirchlichen Hochschulen.

Katholisch-Theologischer Fakultätentag

Der Katholisch-Theologische Fakultätentag (KThF) repräsentiert rund 50 Fakultäten und Institute in der Bundesrepublik.

Zu den Gästen gehören deutschsprachige Ausbildungsstätten für katholische Theologiestudierende aus der Schweiz, Österreich und Italien.

Als wichtigste Aufgabe gilt, gemeinsame Interessen der wissenschaftlichen Einrichtungen gegenüber Staat und Kirche wahrzunehmen sowie die hochschulpolitischen Aufgaben der Fakultäten und Institute zu koordinieren. Enge Verbindungen bestehen zum Evangelisch-Theologischen und zum Philosophischen Fakultätentag.

Eine Studentin blättert in einem Buch im Lesesaal einer theologischen Fakultät / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Eine Studentin blättert in einem Buch im Lesesaal einer theologischen Fakultät / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA