Bischof bittet Papst nach Vorwürfen um vorläufigen Ruhestand

"Ich bin fassungslos"

Der französische Bischof Georges Colomb hat Papst Franziskus nach Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs seinen einstweiligen Ruhestand angeboten. Was ihm vorgeworfen wird, bestreitet er. Daher möchte er seine Verteidigung vorbereiten.

Die Kathedrale von La Rochelle / © Valery Rokhin (shutterstock)
Die Kathedrale von La Rochelle / © Valery Rokhin ( shutterstock )

"Ich bin fassungslos über diese Behauptungen, die ich vollständig dementiere", zitierten französische Medien (Dienstag) aus einer Erklärung des Bischofs von La Rochelle. "Ich werde den Justizbehörden selbstverständlich antworten, sobald sie mich anhören möchten", betonte er darin.

Vermeintliche Übergriffe zehn Jahre her

Um seine Verteidigung vorzubereiten, habe er den Papst gebeten, ihn von seinen Pflichten freizustellen. Seine Aufgaben als Bischof könnte bis auf weiteres ein Administrator wahrnehmen.

Die sexuellen Übergriffe sollen sich 2013 ereignet haben, als Colomb Oberer der "Missions Etrangeres" in Paris war. Medien hatten nur Stunden vor Colombs Erklärung über die Vorwürfe berichtet.

Im Visier steht auch der Weihbischof von Straßburg und Amtsnachfolger Colombs bei der Gesellschaft der ausländischen Missionen zu Paris, Gilles Reithinger. Er wird beschuldigt, den Vorwürfen seinerzeit nicht nachgegangen zu sein.

Bischofskonferenz-Vorsitzender fordert Fairness 

Der Vorsitzende der Französischen Bischofskonferenz und Erzbischof von Reims, Eric de Moulins-Beaufort, forderte die Achtung der Unschuldsvermutung für Colomb und Reithinger.

"Die Vorwürfe sind schwerwiegend", sagte er laut den Berichten. Aber beide bestritten kategorisch die in den Medien geschilderten Sachverhalte. "Die Stimme der Beschwerdeführer muss gehört werden, die Rechte der Verteidigung respektiert", so Moulins-Beaufort.

Die "Missions Etrangeres de Paris" hatten bereits im Mai eine umfassende Untersuchung angekündigt, um mehrere mutmaßliche Fälle von sexueller Gewalt innerhalb der Auslandsmissionen und den Umgang mit diesen Fällen aufzuklären.

Kirche in Frankreich

Die katholische Kirche in Frankreich zählt zu den traditionsreichsten und geistesgeschichtlich wichtigsten in Europa. Marksteine ihrer reichen Geschichte sind etwa für das christliche Mittelalter die Taufe von Frankenkönig Chlodwig, die Reichskirche Karls des Großen ("Charlemagne"), die großen Ordensbewegungen und das "Zeitalter der Kathedralen"; weiter die Religionskriege des 16./17. Jahrhunderts, die nationalkirchliche Strömung des "Gallikanismus", die Aufklärung und die Französische Revolution. Zu Frankreichs Kulturerbe gehören ungezählte Klöster und Kathedralen von Weltrang.

Französische Fahne / © Rick Hawkins (shutterstock)
Quelle:
KNA