Bischof Dieser verteidigt das Nein der Kirche zur AfD

"Nicht mehr im demokratischen Spektrum"

Der Aachener Bischof Helmut Dieser verteidigt das Nein der katholischen Kirche zur AfD. Jahrzehntelang haben die Bischöfe keine Partei benannt, die man nicht wählen könne. Nun haben die Bischöfe aber klare Gründe für ihre Erklärung.

Bischof Helmut Dieser / © Julia Steinbrecht (KNA)
Bischof Helmut Dieser / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Bei den Beratungen der Deutschen Bischofskonferenz in Augsburg sei deutlich geworden, "dass die AfD sich nicht mehr im demokratischen Spektrum bewegt und die freiheitliche Demokratie langsam von unten her geschäftsunfähig machen will", sagte Dieser der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). 

"Diese Radikalisierung läuft auf eine totalitäre Form der Machtausübung hinaus. Dagegen stehen wir als Kirche, weil für uns Vielfalt und die unantastbare Würde des Menschen unverhandelbar sind." Die katholischen deutschen Bischöfe hatten Ende Februar eine Erklärung veröffentlicht, in der sie sich von der AfD abgrenzen und sie als für Christen nicht wählbar bezeichnen.

Bischof Dieser begrüßt gemeinsames Bischofswort

In seinem Fastenhirtenbrief habe er sich schon klar für eine plurale Demokratie ausgesprochen, in der die Debatte und nicht die Ausgrenzung im Mittelpunkt stehe, so Dieser. "Das hat mir ein paar bitterböse Zuschriften von AfD-Anhängern eingebracht: Wir sollten die Schäfchen doch nicht bevormunden." 

Gegenüber seinem Hirtenbrief sei die Bischofskonferenz mit ihrer Erklärung zur AfD dann noch einen markanten Schritt weitergegangen: "Denn jahrzehntelang haben die Bischöfe keine Partei mehr namentlich benannt, die man nicht wählen kann."

Nach Worten Diesers dürfen die Themen, die die AfD aufgreift, nicht dieser Partei überlassen werden. Alle Parteien müssten sich damit konstruktiv-kritisch befassen. "Das geschieht leider noch viel zu wenig."

Besorgnis über Radikalisierung

Angesichts radikalisierter Formen von Bauernprotesten und Angriffen zeigte sich der Bischof besorgt. "Die politischen Auseinandersetzungen müssten eigentlich in den Parlamenten nach demokratischen Regeln geführt werden." Da die politischen Kräfte an den Rändern aber so erstarkten, müssten die Parteien der Mitte sich zu Koalitionen zusammenfinden, die sie nie wollten. "Weil sie sich dabei oft blockieren, verlagert sich die Politik auf die Straße - was es nicht besser macht."

Die Gruppe der Christen in der AfD hatte die Vorwürfe der Bischöfe gegen ihre Partei zurückgewiesen und sie zur Zurückhaltung bei politischen Meinungsäußerungen aufgefordert. Die Bibel gehe von der Existenz unterschiedlicher, voneinander getrennter Völker als Abstammungs- und Blutsgemeinschaft aus. 

Diese Vorstellung verwarfen die Bischöfe als "völkischen Nationalismus". Die Idee, dass Völker angeblich in ihrem "Wesen" und in kulturellen Lebensgestalten scharf von anderen abgegrenzt werden könnten, sei rechtsextremistisch.

Völkischer Nationalismus und Christentum sind laut Bischofskonferenz unvereinbar

Rechtsextreme und rechtspopulistische Parteien, die gegen Migranten, Muslime oder Juden hetzen, sind nach Auffassung der katholischen Bischöfe für Christen nicht wählbar. Das geht aus einer am Donnerstag in Augsburg veröffentlichten Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz hervor. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) dokumentiert zentrale Passagen des Textes, der auch im Hinblick auf die anstehenden Wahlen im Jahr 2024 formuliert ist.

Hinweisschild zu einem Wahllokal / © Matthias Bein (dpa)
Hinweisschild zu einem Wahllokal / © Matthias Bein ( dpa )
Quelle:
KNA