Bischof Feige sieht Christen als "schöpferische Minderheit"

Kuschelige Wohlfühlgruppen verlassen

Eine lebendige Kirche brauche keine "jubelnden Massen", findet Mageburgs Bischof Gerhard Feige. In seinem Bistum zeige sich, wie begnadet und kreativ eine kleine Herde von gläubigen Christen sein kann. Allerdings gelte es, sich nicht einzuigeln.

 (DR)

Die Christen müssen sich nach Auffassung des Magdeburger Bischof Gerhard Feige noch weit stärker als "schöpferische Minderheit" verstehen. Dies sei schon wegen ihres rückläufigen Anteils an der Gesellschaft notwendig, sagte Feige am Samstag in Halle/Saale. Er äußerte sich bei einer Impulsveranstaltung für eine "Fachmesse und Ideenbörse" katholischer Verbände und Initiativen Ostdeutschlands. Sie ist unter dem Titel "die pastorale!" vom 19. bis 22. September 2019 in Magdeburg geplant.

Das Heil nicht in kuscheligen Wohlfühlgruppen suchen

Feige kritisierte, manche Christen suchten angesichts moderner Entwicklungen "ihr Heil in bergenden Gettos, sektiererischen Zirkeln oder kuscheligen Wohlfühlgruppen". Sie "verengen in ihrem Denken und argumentieren recht selbstgefällig und selbstgerecht". Eine lebendige Kirche brauche jedoch nicht "jubelnde Massen, eine luxuriöse Ausstattung und volkstümliche Trachten", betonte der Bischof des Bistums Magdeburg. Sie könne "auch unter schwierigsten Bedingungen Wurzeln schlagen". So zeige sich auch im Bistum Magdeburg bereits, "wie begnadet und kreativ eine kleine Herde von gläubigen Christen sein kann".

Dazu seien jedoch neue pastorale Ansätze erforderlich. So müssten sich die Pfarreien als "großräumige Netzwerke" verstehen, in denen die darin befindlichen Gemeinden, Einrichtungen und Initiativen "Knotenpunkte" seien, an denen die christliche Botschaft besonders konkret gelebt werde. Angesichts der rückläufigen Priesterzahl müssten noch mehr Laien als bisher Verantwortung auch an der Leitung übernehmen.

Im Ganzen müsse sich Kirche diakonisch verstehen

Feige rief dazu auf, die Präsenz der Kirche auch außerhalb ihrer Gemeinden wahrzunehmen. Er nannte Kindertagesstätten, Schulen, Sozialstationen, Kliniken und Pflegeheime sowie Suppenküchen, Sozialkaufhäuser und Akademien in kirchlicher Trägerschaft. Kirche könne überdies in Lebenswendefeiern für ungetaufte Jugendliche oder auf Weihnachtsmärkten präsent sein.

Im Ganzen müsse sich die Kirche diakonisch verstehen, forderte der Bischof. Dies umfasse mehr als die institutionalisierte Caritas. Diakonisch seien auch Segnungen, die in die Gesellschaft hineinwirken. In solchen Angeboten liege eine große Chance, "denn die Menschen in unserer Nachbarschaft sind durchaus offen dafür, sich auf existenzielle Fragen einzulassen", so der Bischof. Dies müsse jedoch auf eine Weise erfolgen, dass sie nicht vereinnahmt würden.


Bischof Gerhard Feige im Portrait / © Berg (dpa)
Bischof Gerhard Feige im Portrait / © Berg ( dpa )
Quelle:
KNA