Dies sei geschehen, "weil wir keine Möglichkeit sahen, in vernünftiger Weise miteinander ins Gespräch zu kommen", sagte Feige in einem Interview des Magazins "Cicero" (Sonntag).
In den Vorjahren hätten indes keineswegs unversöhnliche Gegensätze im Raum gestanden; die Gespräche seien vielmehr "recht konstruktiv und anregend" gewesen. Auch ein "Schwarz-Weiß-Gegensatz" zwischen Russland und der westlichen Welt habe sich dort nicht gezeigt, betonte Feige, der Ökumene-Beauftrager der Deutschen Bischofskonferenz ist.
Waffenlieferungen an Ukraine vertretbar
Waffenlieferungen an die Ukraine halte er "zur Selbstverteidigung gegenüber einem brutalen Aggressor" für vertretbar, fügte der Bischof hinzu. "Tragischerweise lässt sich keine Lösung benennen, bei der man schuldlos rauskäme.
Auch ein radikaler Pazifismus nimmt Unrecht, Gewalt und Opfer in Kauf." Das Ringen darum gehe "mitten durch die Kirchen". Das Ziel eines gerechten Friedens dürfe man indes nie aus den Augen verlieren, mahnte Feige.
Der orthodoxe Patriarch Kyrill teile offenbar die Ansichten des russischen Präsidenten Wladimir Putin, sagte der Bischof weiter. "Im Hintergrund steht die Vorstellung vom heiligen Russland und vielleicht auch von drei Roms. Das erste Rom ist vom Glauben abgefallen, das zweite - Konstantinopel - ist zerstört worden, und Moskau ist das dritte Rom, und es wird kein anderes mehr geben." Der Krieg werde in einem solchen Zusammenhang "als metaphysisch aufgeladener Kampf des Guten gegen das Böse inszeniert".
Kein Religionskrieg
Es handele sich nicht um einen Religionskrieg, aber religiöse Vorstellungen spielten eine wichtige Rolle, erklärte Feige. Zugleich mache der Krieg nicht an konfessionellen Grenzen halt, "sondern betrifft alle Gläubigen und ihre Kirchen".
Warum manche Menschen hierzulande Verständnis für Putin zeigten, könne er "nicht ganz leicht" nachvollziehen, sagte der Bischof.
"Offenbar nehmen manche Russland als so eine Macht wahr, der man sich ganz einfach beugen muss. Sicher spielen auch antiamerikanische Aversionen eine Rolle." Zudem habe es über Jahrzehnte ein positives Verhältnis zur russischen Kultur gegeben. "Auch ich habe doch fast alles von Tolstoi und Dostojewski gelesen. Und auf einmal wird das massiv in Frage gestellt."