Alle Bürgerinnen und Bürger sollten sich für die Demokratie einsetzen, sagte der katholische Theologe am Sonntag in einer Messe im St.-Paulus-Dom in Münster.
"Freiheitliche Demokratie immer wieder neu erringen"
Sonst drohe die Gefahr, "Extremen zu verfallen", warnte er. "Es lohnt sich, dafür zu arbeiten, die freiheitliche Demokratie, die uns geschenkt ist, immer wieder neu zu erringen."
In vielen Ländern herrsche Krieg und mögliche Wahlausgänge in den USA und Frankreich seien beängstigend, sagte Genn. Die europäische Idee sei noch nie so gefährdet gewesen wie heute.
In dieser Situation dürften Menschen, die linken oder rechten Extremen folgen, nicht ausgegrenzt werden. Nötig sei stattdessen "das Hineingehen in den Diskurs und das Gespräch, um die Nöte und Sorgen der Menschen ernst zu nehmen".
"Menschen der Hoffnung"
Christinnen und Christen könnten "Menschen der Hoffnung" sein und diejenigen aufrichten, "die aus Resignation zu Extremen neigen, weil sie davon die einzige Perspektive erwarten".
Es sei "unsere Sendung als Kirche, in einer guten geistlichen Unterscheidung dazu beizutragen, dass sich kirchlich, politisch und gesellschaftlich Religion verwirklichen kann, dass eine Menschheit möglich ist", erklärte der Bischof.
Anlass der Messe war die traditionelle Große Prozession des Bistums Münster, an der mehrere hundert Menschen teilnahmen. Der Brauch reicht in das Jahr 1382 zurück, in dem mehr als 8.000 Menschen an der Pest starben. Im Jahr darauf zerstörte ein Großbrand weite Stadtgebiete. Seitdem ziehen jedes Jahr Gläubige in einer Buß- und Bittprozession durch die Stadt.