Bischof: Gewalt und Hetze gegen Christen in Indien eskalieren

"Welle der Gewalt"

Zehn Jahre nach der Gewaltwelle im indischen Bundesstaat Orissa sind Christen auf dem Subkontinent nach den Worten eines Bischofs immer noch in Bedrängnis.

Indien: Selbstverteidigungskurs / © Jaipal Singh (dpa)
Indien: Selbstverteidigungskurs / © Jaipal Singh ( dpa )

Von den regierenden Hindu-Nationalisten gutgeheißen, gebe es ständig Einschüchterungen und Gewaltakte sowie Hetze gegen Kirchenvertreter, sagte der Bischof von Baruipur, Salvadore Lobo, der österreichischen Nachrichtenagentur Kathpress in Wien am Freitag.

"Man will uns mundtot machen und eine Herrschaft des Mobs – eine 'Mobokratie' – errichten", so der langjährige Kooperationspartner mehrerer kirchlicher Hilfswerke aus Österreich.

Kritik am Hirtenbrief des Erzbischofs von Delhi

Im Vorfeld der Wahlen 2019 sei die Feindseligkeit gegenüber Christen stärker denn je seit dem Amtsantritt von Ministerpräsident Narendra Modi von der hindunationalistischen BJP. Derzeit erregten sich deren Anhänger über einen Hirtenbrief des Erzbischofs von Delhi, Anil Couto, der zu Frieden, Demokratie und Säkularismus aufruft.

"In pro-hinduistischen Medien und Sozialen Netzwerken hieß es, Couto sei gegen die Regierung, die Christen wollten das Land spalten und hinter allem stehe der Vatikan", so Lobo. Forderungen machten die Runde, ganz Indien möge gegen die Christen aufstehen und die Diplomatie zum Vatikan abbrechen.

"Die religiösen Minderheiten im Land und die Unterschiede zwischen den Gruppen sind Wahlkampfthema Nummer Eins", sagte der Bischof weiter. Den Christen werde unterstellt, sie wollten alle Hindus konvertieren – "und das, obwohl sie auch nach 2.000 Jahren nur 2,3 Prozent der Bevölkerung Indiens ausmachen", so der 73-jährige Bischof. Rund 80 Prozent der 1,3 Milliarden Inder sind Hindus.

Extremisten gingen immer brutaler vor

Lobo betonte, die Hetze gegen die Christen gehe von einer kleinen, radikalen Minderheit aus. Im Allgemeinen sei das Verhältnis zwischen den Religionsgemeinschaften in Indien harmonisch. Doch die Extremisten gingen immer brutaler vor. Die ökumenische Dokumentationsstelle "Persecution Relief" verzeichnete 2017 landesweit 736 Angriffe gegen Christen, mehr als doppelt so viele wie im Jahr zuvor.

Auch der Vandalismus gegen Kirchen, Statuen und Kreuze nehme stark zu. Betroffen von der Gewalt durch radikale Hindus seien auch die Muslime. Die Behörden verfolgten die Gewalttaten nur selten.

Der Unionsfraktionschef im Bundestag, Volker Kauder (CDU), sagte, die Opfer der "schrecklichen Welle der Gewalt" vor zehn Jahren warteten noch immer auf Gerechtigkeit oder eine Entschädigung für ihre Leiden und ihre Verluste.

Sieben Christen willkürlich verhaftet

"Während Verfahren gegen Verantwortliche eingestellt wurden, sind sieben willkürlich verhaftete Christen noch immer in Haft", kritisierte Kauder. Er versprach, sich bei der indischen Botschaft in Berlin und bei der indischen Regierung für die Opfer einzusetzen.


Quelle:
KNA