Bischof-Janssen-Straße in Kevelaer wird umbenannt

Distanzierung vom Namensgeber

Die Bischof-Janssen-Straße in Kevelaer wird umbenannt. Der Stadtrat habe sich einstimmig für eine neue Namensgebung ausgesprochen und distanziere sich zudem von der Ehrenbürgerwürde für den früheren Hildesheimer Bischof.

Der bereits verstorbene Heinrich Maria Janssen (KNA)
Der bereits verstorbene Heinrich Maria Janssen / ( KNA )

Missbrauchsgutachten im Bistum Münster wird für Juni erwartet

Die Historikerkommission der Universität Münster, die seit September 2019 den Umgang mit Missbrauchsfällen im Bistum Münster untersucht, wird voraussichtlich im Juni ihren Bericht vorlegen. Das kündigte Bischof Felix Genn nach Angaben des Bistums am Freitagabend auf der Sitzung des Diözesanrates an. Er betonte, dass die Kommission völlig unabhängig arbeite und "freien Zugang zu allen Akten hat, die sie einsehen will". Auch er selbst werde erst bei der Vorlage des Berichts die Ergebnisse der Untersuchung erfahren, sagte Genn.

Symbolbild Missbrauch / © Harald Oppitz (KNA)
Symbolbild Missbrauch / © Harald Oppitz ( KNA )

Das erklärte die Stadt Kevelaer am Mittwoch. Die Straße heißt demnach künftig Kastanieneck. Auch die Städte Hildesheim und Duderstadt benennen ihre Bischof-Janssen-Straßen um.

Sexuellen Missbrauch wissentlich geduldet

Der bisherige Namensgeber der Straße, Heinrich Maria Janssen (1907-1988), war von 1957 bis 1982 katholischer Bischof von Hildesheim. Als Pfarrer war er zunächst in Kevelaer tätig. Ein Aufarbeitungsgutachten wirft ihm vor, während seiner Amtszeit sexuellen Missbrauch in seiner Kirche wissentlich geduldet zu haben.

Offen ist die Frage, ob er sich selbst an Kindern vergangen hat. Es könne nicht festgestellt werden, "ob Bischof Janssen sexuellen Missbrauch oder sexuelle Grenzüberschreitungen gegenüber Minderjährigen begangen hat", heißt es in dem Bericht. "Es ergeben sich allerdings verschiedene Facetten eines problematischen Umgangs mit sexualisierter Gewalt und Sexualität."

Missbrauchsvorwurf weder bewiesen noch entkräftet

Janssen ist der erste deutsche Bischof, dem sexueller Missbrauch von Minderjährigen angelastet wird. Die Vorwürfe stammen aus zwei Quellen. Zum einen berichtete ein früherer Bewohner eines kirchlichen Kinderheims, dass ihn Janssen Ende der 1950er Jahre aufgefordert habe, sich nackt vor ihm auszuziehen. Anschließend habe er ihn mit den Worten weggeschickt, er könne ihn nicht gebrauchen. Zum anderen erklärte ein ehemaliger Ministrant gegenüber dem Bistum, Janssen habe ihn zwischen 1958 und 1963 sexuell missbraucht. Dieser Vorwurf war bereits Thema in einem 2017 veröffentlichten Gutachten. Die Autoren konnten ihn damals ebenfalls weder beweisen noch entkräften.

Quelle:
KNA
Mehr zum Thema